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in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 4 Minuten

UBS-Experte Andreas Köster über Zinspolitik und Puffer im Portfolio „Die Fed will nicht die Rechnung für Europa zahlen“

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Randmärkte können Pufferfunktion ausüben

der fonds: Aktien sind nun aber nicht der einzige Baustein in einem Multi-Asset-Fonds. Wie sichern Sie das Risiko der Wertpapiere ab?

Andreas Köster: Die Puffer-Funktion, die festverzinsliche Anleihen in einem Portfolio ausgefüllt haben, ist heute nicht mehr gegeben. Wir lösen dieses Problem vermehrt über aktive Asset-Allokation. Wir waren zum Beispiel im Yen positioniert, als wir ihn für zu günstig bewertet hielten. Außerdem funktioniert er sehr gut als Puffer – wenn Aktien fallen, wird der Yen stärker.

der fonds: Gibt es wirklich gar keine Anleihenmärkte mehr, in denen Anleger gut aufgehoben sind?

Andreas Köster: Doch, natürlich. Um ein Beispiel zu nennen: Es gibt es unter anderem kleine Randmärkte wie Neuseeland oder Australien, die weiterhin die höchste Qualitätsstufe bei S&P sowie Kassazinsen von 2 Prozent haben. Sie können die Pufferfunktion also noch ausüben. Wenn es global schlecht läuft, können die Australier die Zinsen auch noch auf null senken.

der fonds: Wie gewichten Sie diese Nischenmärkte dann in Ihrem Portfolio?

Andreas Köster: In einem globalen Portfolio mit normalen Indizes wäre diese Positionierung nur 4 bis 5 Prozent. Wir lösen uns aber von Benchmark-Gedanken wie „wir müssen unbedingt in den USA und Europa investieren“, und haben stattdessen in den letzten Jahren sehr große Positionen in neuseeländischen und australischen Anleihen gehalten. Damit haben wir noch den Puffer, den wir in Europa nun nicht mehr, in den USA nur noch ein bisschen, und in Japan schon seit zehn Jahren nicht mehr haben.

der fonds: Ihre Erwartungen für den weiteren Verlauf des Jahres?

Andreas Köster: Wir sind momentan weit weg vom Gleichgewicht – Anleihen sind eher teuer, Aktien sind weder billig noch teuer. Wir befinden uns also im letzten Drittel des Zyklus. Die Frage ist: Ist der Zyklus jetzt zu Ende oder kann er über die Zentralbanken noch herausgezögert werden? Im Moment deutet vieles auf Letzteres hin, da Zentralbanken die Zinsen niedrig halten und so keine Liquidität aus dem Markt ziehen. Hinsichtlich der Aktienmärkte erwarten wir einige größere Risiken im Sommer – unter anderem die Brexit-Abstimmung und die weitere Restrukturierung in Griechenland. Uns erwartet eine wacklige Phase, und wir sind eher vorsichtig positioniert. Wir glauben aber, dass wir in der Korrektur, die wir erwarten, gute Einstiegschancen finden. Von daher: Mittelfristig positiv konstruktiv, kurzfristig vorsichtig.

Das Gespräch führte Ann-Kathrin Scholz für der fonds

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