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Hinter die Fassade blicken Unterschätztes Potenzial am japanischen Aktienmarkt

Tokio vor dem Fujiyama
Tokio vor dem Fujiyama: Auch wenn die japanische Wirtschaft mit Herausforderungen konfrontiert ist, können Anleger an der Börse interessante Investmentchancen finden | Foto: IMAGO / ZUMA Press

Japan sorgte aufgrund der Querelen um die Olympischen Spiele vom 23. Juli bis zum 8. August zuletzt regelmäßig für Schlagzeilen. Weniger im Fokus steht derzeit hingegen der japanische Aktienmarkt – zu Unrecht, wie Richard Kaye sagt. Der Portfoliomanager bei der Fondsgesellschaft Comgest ist davon überzeugt, dass für Japan am Börsenhorizont Licht in Sicht ist – wenn Investoren genauer hinschauen und sich nicht von den Indizes abschrecken lassen.

„Japan ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und zeichnet sich durch eine sehr hohe Konzentration an familiengeführten Unternehmen aus“, sagt Kaye. Ein Drittel der gelisteten Unternehmen in Japan sei auf eine Art familiengeführt. Das mache sie Analysten zufolge zu Unternehmen, die generationsübergreifend handeln würden, was für langfristig orientierte Investoren ein großes Plus sei. „Außerdem ist der japanische Aktienmarkt mit mehr als 3.700 gelisteten Aktien einer der größten der Welt.“ Das seien mehr Aktien als an den Börsen von Shenzhen und Shanghai in China, die seit der Marktöffnung für ausländische Investoren zu den neuen Börsenstars gehören.

Aber warum steht Japan derzeit überhaupt im Schatten anderer Anlageregionen? „Der Top-Down-Blick auf Japan hält viele Investoren davon ab, im Land der aufgehenden Sonne zu investieren“, vermutet Kaye. „Die Schuldenlast ist hoch, die Bevölkerung wird älter, eine deflationäre Spirale hat die Binnenwirtschaft über Jahrzehnte gebremst und die starke Währung setze der Profitabilität vieler exportorientierter Unternehmen zu.“

Auf dynamisch wachsende Unternehmen setzen

Ein Blick hinter die Fassade lohnt sich nach Kayes Einschätzung allerdings, denn das Bottom-up-Zeugnis für japanische Unternehmen falle viel besser aus. „Mit einem aktiven Investmentansatz lassen sich die oben genannten Herausforderungen umgehen – indem nicht auch ein Teil der wachstumsschwachen Volkswirtschaft gekauft wird, sondern dynamisch wachsende Einzelunternehmen.“ Damit sei es möglich, die vielen „Value-Fallen“ zu umgehen, etwa den wachstumsschwachen und sich in der Strukturkrise befindlichen Bankensektor.

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Selektive Aktienauswahl erlaube es zudem, von der Informationsineffizienz des japanischen Aktienmarkts zu profitieren. „In Japan wird jede Aktie im Schnitt von sieben Analysten verfolgt. Zum Vergleich: In den USA sind es mehr als 40“, sagt Kaye. Beim Thema ESG hätten die japanischen Unternehmen den Ruf, hinter ihren globalen Mitbewerbern hinterherzuhinken. Jedoch seien gerade bei Umwelttechnologien viele Betriebe dem Rest der Welt voraus. Zudem sehe man häufig Engagement für soziale Zwecke. Dieses Bild sei allerdings aufgrund der Komplexität des Marktes nicht durch standardisierte Verfahren kurzfristiger Investoren erfassbar. „Für japanische Unternehmen stellt es oft eine Herausforderung dar, jene Informationen zur Verfügung zu stellen, die von institutionellen Investoren gefordert werden“, so Kaye, „und es gibt nicht genügend qualitativ hochwertiges Research, um diese Lücken in der Transparenz zu füllen.“

Nebenwerte von Weltruf

Aus Sicht von Kaye bietet Japan für Wachstumsinvestoren zahlreiche Nebenwerte, die trotz ihrer starken Stellung auf dem Weltmarkt von den Investoren vernachlässigt werden. Als Beispiel nennt er Hamamatsu Photonics, das mit 90 Prozent Marktanteil Weltmarktführer für hochlichtsensitive Messgeräte ist. „Solche Unternehmen sind innovativ, hochprofitabel und wachstumsstark.“ Außerdem bilde die Nähe zu China einen wichtigen Wachstumsmotor für japanische Unternehmen. Robotik-Spezialisten wie Fanuc profitieren von der Nachfrage nach Industrieautomatisierung auf dem asiatischen Kontinent und japanische Konsumtitel wie die Fast Fashion Modekette Uniqlo oder Klaviere von Yamaha würden sich bei der wachsenden Mittelschicht Chinas reger Nachfrage erfreuen.

Ebenso interessant findet Kaye Nihon M&A: „Das Unternehmen hat sich seit der Gründung vor 30 Jahren auf die Nachfolgeberatung von mittelständischen gründergeführten Unternehmen spezialisiert. Das Wachstumspotenzial ist aufgrund der vielen alternden Firmenchefs ohne natürliche Nachfolger aus der Familie mittel- und langfristig sehr hoch.“ Nihon M&A habe seine Gewinne pro Aktie über die vergangenen zehn Jahre annualisiert um 30 Prozent gesteigert. Für die kommenden fünf Jahre sei ein Wachstum auf gleicher Höhe realistisch.

„In einem so breiten und unentdeckten Markt wie Japan ist eine selektive Vorgehensweise umso wichtiger. Die Unternehmen in unserem Portfolio repräsentieren einen winzigen Anteil, weniger als ein Prozent, der börsennotierten japanischen Aktien“, so Kaye. Man investiere nicht unbedingt in Japan, sondern in Unternehmen mit Wachstumspotenzial, die zufällig ihren Sitz in Japan hätten.

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