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US-Aktienmarkt Warum sich Aktienkurse nicht komplett zufällig entwickeln

Vermögensverwalter, Stephan Albrech: „Inzwischen gibt es Hunderte Untersuchungen, die bestätigen, dass der Momentum-Effekt nicht nur bei Aktien, sondern in nahezu allen Anlageklassen, Märkten und Sektoren existiert“.
Vermögensverwalter, Stephan Albrech: „Inzwischen gibt es Hunderte Untersuchungen, die bestätigen, dass der Momentum-Effekt nicht nur bei Aktien, sondern in nahezu allen Anlageklassen, Märkten und Sektoren existiert“.
Aktuell zeigt der US-Aktienmarkt besondere Stärke. Und es gibt gute Gründe, warum das so bleibt.

Der sogenannte Momentum-Effekt ist eines der Phänomene, das die Finanzwissenschaft in den vergangenen 20 Jahren am intensivsten untersucht hat. Anfänglich sträubten sich viele Forscher dagegen, wohl weil nicht sein konnte, was nicht sein darf: Ihnen stand die Hypothese der effizienten Märkte („Efficient Market Hypothesis", EMH) im Weg, die zu jener Zeit das wissenschaftliche Denken beherrschte. Im Kern besagt sie, dass sich die Wertpapierkurse auf kurze wie auch lange Sicht komplett zufällig entwickeln.

Die bahnbrechende Arbeit von Jegadeesh und Titman im Jahr 1993 schlug eine große Bresche in diese verkrustete Denkstruktur. Anhand von Kursen von 1963 bis 1990 wiesen die Forscher nach: Mit Aktien, die sich in den sechs bis zwölf Monaten zuvor deutlich stärker als andere Titel entwickelt hatten, ließen sich in der Folge abnorm hohe Profite erzielen. Das war ein harter Schlag für die EMH-Anhänger: Wie kann es sein, dass eine Strategie den Markt auf verlässliche Weise schlägt, wenn dies laut EMH unmöglich ist?

Ein ungewohnter Denkansatz

Inzwischen gibt es Hunderte Untersuchungen, die bestätigen, dass der Momentum-Effekt nicht nur bei Aktien, sondern in nahezu allen Anlageklassen, Märkten und Sektoren existiert.

Unser aktuelles Research zeigt, dass sich vor allem der dominierende US-Aktienmarkt im Vergleich zum Vorjahr stärker entwickelt als die restlichen Börsen. Vermutlich wird sich nach unserem Momentum-Handelssystem in Kürze ein Kaufsignal für den S&P 500 ergeben. Den US-Titeln dicht auf den Fersen sind Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung (Small Caps), wie sie im MSCI World Size-Index gebündelt sind. Beides betrachten wir als Bestätigung für unsere Ansicht, dass die Aktienhausse, die im Jahr 2009 begann, noch bis ins Jahr 2017 laufen kann. Schließlich gehören zyklische Titel, zu denen Small Caps zählen, am Ende einer Hausse kaum zu den Gewinnern.

Wie so oft, treffen gute Nachrichten meist nach dem ersten Kursanstieg ein. Deshalb betrachten wir die News nicht – wie viele Anlageexperten – als Anlass zum Handeln, sondern nur als mögliche Bestätigung dessen, was unsere Handelssysteme sagen. So auch in diesem Fall: Jüngst haben zwei der fünf wichtigsten Frühindikatoren in den USA einen „überraschend starken Sprung nach oben vollzogen", so M. M. Warburg. Es wird auch nicht lange dauern, bis die Gewinnmeldungen aus Übersee besser werden: Wenn sich die Gewinne der Energiefirmen stabilisieren – 2015 brachen sie um 60 Prozent ein und zogen die Gewinne der 500 größten Unternehmen um 0,5 Prozent nach unten –, werden die Anleger merken, dass die Lage besser ist als gedacht – und Aktien kaufen.

Interessant ist auch, dass selbst eine Value-Ikone wie Jeremy Grantham von GMO Asset Management meint, dass die Pessimisten es in den vergangenen Monaten übertrieben hätten. Die amerikanische Wirtschaft sei in einem viel besseren Zustand als behauptet; sie werde 2016 durchaus um zwei bis 2,5 Prozent zulegen, so Grantham, der sonst selbst gern den Pessimisten gibt. Der Value-Manager sieht den S&P 500 auf mindestens 2.300 Punkte steigen, bevor er vor einem drohenden Ende der Hausse warnen will. Das wäre von heute aus ein Zuwachs von wenigstens zwölf Prozent – aber es könnte auch mehr werden!

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