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Aktualisiert am 24.07.2020 - 09:21 Uhrin Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 5 Minuten

US-Treasuries Regionen mit neutraler Zentralbankenpolitik bevorzugt

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Refinanzierungsrisiko

Dieser Cocktail aus verstärkter Emissionstätigkeit und vierteljährlichen Zinsanhebungen der Fed bedeutet, dass das US-Schatzamt mehr Schulden zu höheren Zinssätzen refinanzieren muss. Die durchschnittliche Laufzeit von US-Staatsanleihen liegt derzeit zwar über dem historischen Durchschnitt von fünf Jahren. Damit ist sie aber immer noch kürzer als die vieler anderer Industrieländer. Konkret bedeutet dies, dass allein in den nächsten fünf Jahren rund zwei Drittel der ausstehenden Staatsanleihen bei einem aktuellen Marktniveau von rund drei Prozent zu deutlich höheren Zinssätzen als dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre refinanziert werden müssen.

Abbildung 3: Fälligkeitsstruktur marktfähiger Schuldtitel, die sich nicht im Besitz der US-Notenbank befinden

Die US-Staatsverschuldung reagiert empfindlich auf höhere Zinsen: Die meisten ausstehenden US-Staatsanleihen haben eine Laufzeit von weniger als fünf Jahren.

 Quelle: US-Schatzamt, BEA, Haver Analytics, DB Global Research, Oktober 2018.

Drei Prozent Rendite für US-Staatsanleihen

Das ist so hoch wie seit 2008 nicht mehr und eine gute Nachricht für amerikanische Sparer. Für ausländische Anleger, die auf währungsgesicherter Basis investieren, ist sie reine Makulatur. Höhere Kurzfristzinsen in den USA treiben die Absicherungskosten hoch und dezimieren das Renditepotenzial für viele ausländische, am US-Markt investierende Anleger. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Nachfrage ausländischer Käufer just in einer Zeit zurückgehen wird, in der das Angebot an Staatsanleihen ausgeweitet werden dürfte, um die höheren Staatsausgaben und rückläufigen Steuereinnahmen auszugleichen. Bei diesem Szenario werden die Renditen unter sonst gleichen Bedingungen wohl steigen.

Abbildung 4: Magere Rendite auf währungsgesicherter Basis

 

Quelle: Bloomberg, 28. September 2018

Zehnjährige US-Treasuries, abgesichert in JPY

Zehnjährige US-Treasuries, abgesichert in EUR

Abgesicherte US-Treasuries nun mit Minusrendite

 

Was man noch wissen sollte

Angesichts der Dominanz des US-Dollar im globalen Finanzsystem bleibt der US-Staatsanleihemarkt ein sicherer Hafen in Zeiten mit großem Stress. In einem Umfeld steigender Zinsen, in dem die Fed ihre Stimulusmaßnahmen weiter drosselt, schwindet indes der Diversifizierungsvorteil von US-Treasuries etwas. Daher bevorzugen wir nach wie vor Regionen, in denen die Zentralbanken eine neutrale Geldpolitik verfolgen beziehungsweise im Wartestand sind, wie in Australien und Neuseeland. Zu unseren Favoriten gehören auch länger laufende Anleihen aus Europa, wo die Renditekurve relativ steil ist, und aus Kanada, wo Zinserhöhungen voll eingepreist sind und die hohe Verschuldung des Privatsektors den Anstieg der Zinsen am längeren Kurvenende begrenzen dürfte.

Während der Rest der Welt an die US-Märkte gekoppelt bleibt, reagieren die Zentralbanken unterschiedlich. So normalisiert die Fed die Zinsen schneller als die Währungshüter in anderen Industrieländern, wodurch die Zinsunterschiede bestehen bleiben und sich wahrscheinlich attraktive Chancen an den globalen Staatsanleihemärkten bieten werden.

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