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Erholung und Rotation Value-Aktien melden sich zurück

New Yorker Börse
New Yorker Börse: Die USA dürften der erste Nutznießer des Reflation-Trades sein und dies auf den Rest der Welt übertragen | Foto: IMAGO / UPI Photo

Bereits im 2019 haben wir darauf hingewiesen: „Der Value-Stil braucht entweder eine nachhaltige Wiederbeschleunigung des globalen Wachstums oder, im anderen Extrem, eine ausgewachsene Rezession, die eine Neubewertung der Risikoprämien und eine Underperformance des Quality-Momentum-Stils erzwingt", erklärt Philippe Denef, Fondsmanager bei DPAM. „Während der Value-Faktor und -Stil selten so günstig waren, brauchen beide fundamentale Unterstützung durch die Wirtschaft, geringere politische Unsicherheit und steigende Anleiherenditen, um nachhaltig an Dynamik zu gewinnen.“

Vor ziemlich genau einem Jahr erreichten die Märkte ihren Tiefststand, nachdem sie inmitten der Covid-19-Pandemie und einer global abgeriegelten Wirtschaft eines der schlimmsten und volatilsten Quartale aller Zeiten erlebt hatten. „Work-from-home, stay-at-home, play-at-home, eat-at-home, buy-at-home, entertain-at-home” wurden zu den neuen Mantras. Ein rasches Handeln von Regierungen und Zentralbanken beflügelte den Aufschwung an den Finanzmärkten ohne historische Parallelen und sorgte für einen rasanten Aufstieg von Wachstumsaktien.

Während die Anleiherenditen weiter in den negativen Bereich gedrückt wurden, stießen Anleger niedrig bewertete Value-Aktien ab, da viele von ihnen aus zyklischen Branchen oder dem Finanz- und Dienstleistungssektor stammen. Gleichzeitig stürzten die Ölpreise in den Keller, da die Nachfrage einbrach, während das Angebot durch die OPEC-Staaten erhöht wurde. Der MSCI ACWI Value-Index geriet stark unter Druck und erreichte am 20. März 2020 ein Achtjahrestief (siehe Abbildung 1). Bezogen auf das Verhältnis von Growth- zu Value-Index wurde ein 21-Jahres-Tief am 30. September erreicht.

Abbildung 1: Entwicklung des MSCI ACWI Value / Growth Preis-Index

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Günstige Gelegenheiten

Bis zum Sommer hatten Value-Aktien relative Bewertungsniveaus erreicht, die nur nach Krisen wie 2002 oder 2009 zu beobachten waren. Trotz der ungewöhnlich niedrigen Bewertungen bedurfte es eines Auslösers, um die Rotation aus den favorisierten Qualitätswachstums- und „Stay-at-home“-Titel einzuleiten.

Value-Aktien entwickelten sich damit weltweit besser als ihre Pendants im Growth-Segment. „Den Startpunkt für diesen starken Trendwechsel setzten bereits die ersten Nachrichten zu Impfstoffen im vergangenen Jahr sowie der Ausgang der US-Wahlen“, so Denef. Die Anleiherenditen begannen daraufhin zu steigen, die Renditekurven wurden durch die Erwartung einer höheren Inflation, einer sich verbessernden Wirtschaftsaktivität und sinkender politischer Unsicherheiten sowie geringerer Kreditausfallrisiken noch steiler. Zyklische Sektoren schnitten besser ab und verhalfen den Investment-Stilen Value, Low-Quality und High Volatility zu neuem Glanz.

Obwohl sich einige zyklische Bereiche wie Automobile, Technologien, Bergbau oder Unternehmen mit starkem China-Engagement von ihren Tiefstständen erholt haben, gibt es immer noch günstige Gelegenheiten bei Themen, die mit der Wiederöffnung in Verbindung stehen. Dazu zählen Finanzwerte, Energieaktien oder einige Titel im Bereich der Verbraucherdienstleistungen. Trotz der Erholung des Value-Faktors verläuft die Bewegung bei zyklischen Titeln stark verzögert. Darüber hinaus ist die Positionierung vieler Anleger im Value-Stil gering.

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