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Aktualisiert am 03.07.2020 - 12:33 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 5 Minuten

Vorschlag zur Erweiterung des ESG-Begriffs Auch Staaten müssen unter Nachhaltigkeitskriterien beurteilt werden

Ophélie Mortier
Ophélie Mortier: „Investoren können und müssen dazu beitragen, weltweit eine nachhaltige Staatsführung in der Breite zu fördern.“ | Foto: Degroof Petercam

Unsere globalisierte Wirtschaft ist mit vielen Herausforderungen konfrontiert, allen voran dem Klimawandel. Aber auch die Verknappung der natürlichen Ressourcen, der Anstieg der Staatsverschuldung und die demographische Entwicklung sind sich immer weiter verschärfende Probleme. Um diese langfristig in den Griff zu bekommen, müssen Regierungen von Staaten weltweit stärker in die Pflicht genommen werden. Auch unter sozialen und gesellschaftlichen Aspekten spielen Staaten als wichtige Akteure eine Schlüsselrolle.

„Investoren können und müssen dazu beitragen, weltweit eine nachhaltige Staatsführung in der Breite zu fördern“, sagt Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments bei Degroof Petercam Asset Management (DPAM). „Die voranschreitende ESG-Regulierung unterstreicht die treuhänderische Pflicht von Investoren, ökologische, soziale und Governance-Faktoren in die Anlageprozesse und das Risikomanagement zu integrieren. Wie wichtig dies ist, zeigt ein Blick in die Portfolios von Pensionsfonds in Europa. Darin haben Staatsanleihen immerhin ein Gewicht von 30 Prozent“.

ESG-Orientierung senkt Risiken bei Anleihen

Durch die Eurokrise haben viele Länder ihren Status als risikofreie Anlagen verloren. Eine ausufernde öffentliche Verschuldung und unsolide Haushaltsführung zeugen nicht von guter, nachhaltiger Staatsführung. Schon damals hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, ESG-Kriterien bei Investitionen in Staatsanleihen zu berücksichtigen. Denn Staatspapiere nachhaltiger Länder zeigen sich in Krisenzeiten grundsätzlich widerstandsfähiger. Zum Beispiel hat sich Skandinavien, dessen Regierungen soziale und ökologische Qualität unterstützen, während der Eurokrise deutlich besser behauptet als beispielsweise Südeuropa.

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„Staatsführung, also die Governance von Ländern, bezieht sich auf die Qualität, Stabilität und Vorhersehbarkeit der umgesetzten Politik. Das ermöglicht den staatlichen Institutionen, sich im Hinblick auf endogene und exogene Ereignisse widerstandsfähiger zu verhalten - im Gegensatz zu nicht-nachhaltigen Faktoren wie Korruption, Unfreiheit und Bürokratie, die insbesondere auch ausländischen Investoren schaden können. Forschungsergebnisse belegen zudem den Zusammenhang zwischen der Qualität der Regierungsinstitutionen eines Landes und seinem Schuldenausfallrisiko“, sagt Ophélie Mortier. Sie betont zudem, dass sich die Meinung über wichtige Risikoparameter in den letzten zehn Jahren verschoben hat und Klimarisiken heute ganz oben auf der Prioritätenskala stehen. Deshalb würde eine bessere Nachhaltigkeitspositionierung südeuropäische Länder im heutigen Kontext wieder risikoärmer dastehen lassen.

Bereits 2007 entwickelte DPAM ein eigenes Analysemodell zur Einschätzung der Nachhaltigkeit von OECD-Staaten, das seit 2013 im Wesentlichen auch für Schwellenländer Anwendung findet. Im Zentrum der halbjährlich aktualisierten ESG-Untersuchung, die von externen unabhängigen Spezialisten unterstützt wird, stehen neben dem Hauptkriterium ‚Transparenz und demokratische Werte‘ die Faktoren ‚Umwelt‘, ‚Wirtschaft‘, Bildung und Innovationen‘ sowie ‚Gesundheit und Vermögensverteilung der Bevölkerung‘.

Das aktuelle, aus dieser Analyse abgeleitete Nachhaltigkeits-Ranking der OECD- und Schellenländer findet sich am Ende dieser Mitteilung. Wie wichtig es ist, Staaten anhand ihrer Nachhaltigkeit unter die Lupe zu nehmen, lässt sich im aktuellen Fall an den Beispielen des OECD-Staates Japan sowie des Schwellenlandes Brasilien darstellen.

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