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Aktualisiert am 24.01.2017 - 18:15 Uhrin Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 9 Minuten

Warum Nicolas Forest nicht glaubt, dass die Anleihenblase platzt „Eine neue Phase in der Geldpolitik“

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Was wird Ihrer Meinung nach Mario Draghi tun?

Forest: Mario Draghi wird weiterhin die Leitzinsen auf dem niedrigen Niveau belassen, aber das Volumen der Anleihekäufe peu-à-peu verringern und schließlich einstellen. Das ist meiner Meinung nach das Vernünftigste.

Können wir dann auch von einer Normalisierung der Geldpolitik ausgehen?

Forest: Sie meinen ob ein Ende der akkommodierenden Geldpolitik auch eine Straffung bedeutet? Das ist schwer zu sagen. Erst müssen wir abwarten, wie das politische Umfeld in Europa sich in den kommenden Monaten entwickelt. Kurzfristig sollten wir erst einmal vom Ende der Lockerungen ausgehen, aber langfristig auch auf eine Normalisierung vorbereitet sein. Allein schon, um für kommende Krisen mehr Flexibilität zu haben.

Was passiert im Falle einer Normalisierung? Immerhin finanzieren viele Staaten ihre Schulden durch die niedrigen Zinsen.

Forest: Bei einer Normalisierung könnten die Inflationskernraten vom gegenwärtigen Niveau auf einen Wert zwischen ein und zwei Prozent ansteigen, was sich negativ auf die Anleihemärkte auswirken könnte. Diese Tatsache stellt in der Tat ein hohes Risiko dar. Eine neue Eurokrise erwarte ich allerdings nicht, denn die EZB greift ja weiterhin ein. Stellt sie ihre Interventionen ein, könnten die Zinsen ansteigen. Aber die EZB kann nicht alle Probleme lösen.

Wer muss dann die Zügel ergreifen?

Forest: Die Zeit ist gekommen für die Politik – die Steuerpolitik. Diese muss die Wirtschaft ankurbeln.

Wie können sich Investoren vor den Folgen der Reduzierung der EZB-Lockerungsmaßnahmen schützen?

Forest: Zunächst ist es wichtig, Bonds mit kurzer Duration zu kaufen. Außerdem wären inflationsindexierte Anleihen eine gute Möglichkeit für Anleiheinvestoren – auch hier sind vor allem kurzlaufende Anleihen zu empfehlen. Gleichzeitig ist jetzt eine breite Risikostreuung von großer Bedeutung, indem man außerhalb Europas nach Anlagen sucht, beispielsweise durch den Zukauf von US-Emittenten – US High Yield, aber auch Emerging Markets. Nach dem Sieg von Donald Trump in den US-Wahlen können sich für Bond-Anleger in den Emerging Markets gute Kaufgelegenheiten ergeben. Und auch US-Treasuries könnten Chancen bieten: Der gegenwärtige Spread zwischen zehnjährigen US-Anleihen und zehnjährigen Bundesanleihen befindet sich auf dem höchsten Stand seit 1990.

Also nicht verzagen?

Forest: Ich denke, wir erleben ein neues Regime, wir stehen einem neuen Umfeld gegenüber und müssen deshalb auch Vorsicht walten lassen. Doch für Anleiheinvestoren gibt es eine Vielzahl von Lösungen.

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