Sven Lindner
30.04.2021

Edelmetall vs. Kryptowährung Was Gold und Bitcoin gemeinsam haben – und was nicht

Bitcoin-Kurs Ende März 2021 an einer Werbefläche in New York
Bitcoin-Kurs Ende März 2021 an einer Werbefläche in New York: Die Kryptowährung erfährt immer breitere Akzeptanz. Mit dem klassischen Wertspeicher Gold verbindet sie einiges, es gibt aber auch markante Unterschiede
© IMAGO / Levine-Roberts

Gold oder Bitcoin? Damit beschäftigt sich Joe Foster, Portfoliomanager und Goldstratege bei Asset Manager VanEck, in seinem aktuellen Goldkommentar. „Diese Frage stellt sich derzeit mehr denn je“, betont er. „Rund um den Bitcoin hat es einige interessante Entwicklungen gegeben, die zeigen, dass dieser Anlagewert mittlerweile eine breitere Akzeptanz erfährt.“

Der Bitcoin-Markt sei bisher auf Kleinanleger ausgerichtet gewesen, sowohl was den Einsatz bei Transaktionen als auch was den Investorenkreis anbelangt. Im Laufe des vergangenen Jahres habe er jedoch in bedeutendem Maße Einzug in den institutionellen Bereich gehalten. „Die wachsende Liste der Anhänger umfasst Unternehmen, vermögende Privatpersonen, Stiftungen und Fondsgesellschaften“, stellt der Goldstratege fest.

Bitcoin: Steigende Akzeptanz, verschiedene Probleme

Der Bitcoin wird mittlerweile an der CMEFutures-Börse und als an der Nasdaq gelisteter Trust im Wert von 38 Milliarden US-Dollar gehandelt (Stand: Ende März 2021). Laut Bloomberg haben mehrere prominente Depotbanken Pläne, Bitcoin zu bedienen. Im März veröffentlichte die Citibank einen mehr als 100 Seiten umfassenden Bericht über die Kryptowährung. „Es scheint, als ob dieser Anlagewert nicht mehr länger als eine Modeerscheinung oder technische Kuriosität abgetan werden kann.“ Zwar schwankt der Wert des Bitcoin noch immer deutlich stärker als der Preis von Gold oder Goldaktien, das Volatilitätsprofil stabilisiere sich aber mittlerweile. „Das deutet auf eine reifende spekulative Anlageklasse hin“, folgert Foster daraus.

Allerdings seien Bitcoin-Anleger mit Problemen konfrontiert. „Dazu gehören die geringe Geschwindigkeit und hohen Kosten von Transaktionen, die künftige regulatorische Behandlung, die behördliche Zulassung, die Art der Besteuerung und Absicherung, versicherungstechnische Aspekte sowie die Frage, wie man Hacks und illegale Aktivitäten verhindert“, gibt Foster zu bedenken. Der Bitcoin sei eine neue Anlageklasse mit nach wie vor hohen Schwankungen. Außerdem hat er laut einem Bericht des Cambridge Center for Alternative Finance einen CO2-Fußabdruck, der dem von Neuseeland entspricht. Unter der Annahme, dass all diese Herausforderungen im Laufe der Zeit bewältigt werden können, stellt sich die Frage, wo sich der Bitcoin im Anlageuniversum künftig positionieren und welche Auswirkungen er auf Gold haben wird.

Die Diskussion über Gold vs. Bitcoin geht weiter

Das größte Potenzial des Bitcoin besteht laut Foster in der Möglichkeit eines dezentralen globalen Zahlungssystems und eines Ersatzes für Bargeld. Viele Investoren glaubten, dass der Bitcoin ein Wertspeicher ist, der künftig eine Absicherung gegen die Entwertung von Währungen bieten könnte. „Der Grund, warum sich Investoren auf Gold sowie Bitcoin und nicht auf andere Kryptowährungen konzentrieren, sind die gemeinsamen Eigenschaften“, sagt Foster. „Beide weisen ein begrenztes Angebot auf, befinden sich außerhalb des Mainstream-Finanzsystems, gehen mit keinerlei Verbindlichkeiten auf Gegenparteiebene einher, sind unkorreliert und werden als Zahlungsmittel verwendet. Das Anti-Establishment-Ethos der Bitcoin-Nutzer ist vergleichbar mit dem mangelnden Vertrauen vieler Goldanleger in das Finanzsystem.“

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Es gibt nach den Worten Fosters aber auch markante Unterschiede: „Der Bitcoin ist kein materieller Vermögenswert. Wie Papiergeld hat er nur so lange einen Wert, wie die Öffentlichkeit von seinem Wert überzeugt ist“, sagt Foster. Ohne öffentliches Vertrauen sei der Bitcoin wertlos. Gold hingegen ist real, wird in der Elektronik, Medizin sowie Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Außerdem gilt es als Statussymbol. „Gold hat einen Nutzen, der über seine Verwendung als Wertspeicher hinausgeht, und ist mit der Kultur und Geschichte der Menschheit eng verwoben.“

Gold und Bitcoin – beides hat seinen Platz

Die Zeit nach der Pandemie könnte von anziehenden Inflationsraten und steigenden Anleiherenditen geprägt sein. Anlagestrategien, die sich in den vergangenen Jahrzehnten bezahlt machten, dürften in absehbarer Zukunft nicht mehr funktionieren. „Dieses von Risiko und Unsicherheit geprägte Anlageumfeld ist sowohl für Gold als auch für Bitcoin vorteilhaft“, betont Foster. „Während der Bitcoin vielleicht einige Goldinvestoren am Rande abspenstig macht, wird er künftig wohl auch neue Investoren in den Bereich der sicheren Häfen locken, in dem sich Gold und Silber etabliert haben“, erwartet Foster. „Vielleicht findet Gold eine neue Verwendung als Stabilisator in volatilen Krypto-Fonds.“ In jedem Fall handele es sich nicht um eine Welt des Konkurrenzkampfes zwischen Gold und Bitcoin. „Vielmehr haben wir es mit einer Welt von Gold und Bitcoin zu tun, in der beide Werte nebeneinander existieren können.“

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