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Aktualisiert am 17.06.2021 - 09:45 Uhrin NewsLesedauer: 3 Minuten

Taiwan Wasser knapp, Computerchips knapp

Dürre auf Taiwan
Dürre auf Taiwan: Für die Herstellung moderner Halbleiter werden 1.600 Liter Wasser pro Minute gebraucht | Foto: IMAGO / Kyodo News

Wie lokale Folgen des Klimawandels weltweite Konsequenzen haben können zeigt sich aktuell in Taiwan. Normalerweise erreichen den östlich von China gelegenen Inselstaat jeden Sommer drei bis vier Taifune, die die Wasserreservoirs füllen. Im vergangenen Jahr war es jedoch zum ersten Mal seit 1964 kein einziger. Viele Wasserspeicher sind derzeit zu weniger als 20 Prozent gefüllt, bei einigen beträgt der Wasserstand sogar weniger als 10 Prozent. Die anhaltende Dürre wirkt sich auch auf die Stromerzeugung aus. Zwar macht Wasserkraft lediglich 2 Prozent des taiwanesischen Energiemix aus, doch kann mit ihr eine steigende Nachfrage am besten abgefedert werden.

„Da Taiwan einer der regenreichsten Orte weltweit ist, war die Wasserversorgung bisher nie ein Problem“, sagt Mu Huang, Middle Office Manager bei JK Capital Management. Nun ist sie es jedoch. Angesichts der historischen Dürre hat die taiwanesische Regierung beschlossen, die Bewässerung auf Zehntausenden Hektar Ackerland einzustellen, um die Wasserversorgung der wichtigsten Industrie des Landes zu gewährleisten: Der Halbleiterindustrie. In einigen Städten wird sogar an zwei Tagen in der Woche das Wasser abgedreht.

TSMC verbraucht täglich mehr als 150.000 Tonnen Wasser

Die taiwanesische Chipindustrie ist nicht nur die wichtigste Branche im Land, sondern hat auch global betrachtet eine immense Bedeutung: Alleine TSMC hat in der Auftragsfertigung einen Marktanteil von 55 Prozent. Wie die ebenfalls in Taiwan ansässigen Halbleiterunternehmen United Microelectronics und Winbond hat es jetzt seine Notfallpläne für den Umgang mit der Wasserknappheit aktiviert.

TSMC hat beispielsweise mehr als 100 Wassertrucks für 30 Millionen US-Dollar bestellt – was allerdings nur der Anfang der unweigerlich steigenden Wasserkosten für das Unternehmen sein könnte. Ebenso setzt der Notfallplan auf eine Abwasseraufbereitungsanlage. Damit soll die Produktion weiterlaufen können.

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„Laut dem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht verbraucht das Unternehmen pro Tag 156.000 Tonnen Wasser“, erklärt Huang. Die Aufbereitungsanlage könnte bis 2024 etwa 67.000 Tonnen Wasser erzeugen, die in den Chip-Herstellungsprozess zurückfließen würden – also etwa 43 Prozent des Bedarfs. Allerdings dürfte dieser in Zukunft deutlich steigen.

Eine Anlage, die für die Herstellung moderner Chips erforderlich ist, benötigt 1.600 Liter Wasser pro Minute, vor allem zur Kühlung. Eine Maschine, die weniger moderne Chips herstellt, braucht hingegen nur 75 Liter pro Minute. „Wenn sich also der Produktionsschwerpunkt weiter auf modernere Chips verlagert, wird dementsprechend auch der Wasserbedarf steigen“, so Huang.

Wasserknapptheit dürfte weitere Unternehmen betreffen

„Obwohl TSMC bei der ESG-Berichterstattung sehr transparent ist, versäumt es jedoch, potenzielle Wasserversorgungsrisiken, die zu Unterbrechungen führen könnten, zu bewerten“, sagt Huang. In seinem Fragebogen zur Wassersicherheit stellte das Unternehmen 2020 fest, dass Dürre das größte potenzielle Wasserrisiko sei, die Wahrscheinlichkeit aber gering ist. Allerdings zeigt der WRI Aqueduct Water Risk Atlas, dass sich viele Produktionsstätten in Gebieten mit mittlerem bis hohem Wassermangel befinden.

Auch andere Chiphersteller und Elektronikproduzenten in Taiwan könnten bald mit Betriebsunterbrechungen aufgrund von Wasserknappheit und anderen klimabedingten Ereignissen konfrontiert sein. „Das ist nur eines der Beispiele, bei denen das Verständnis und die Analyse der ESG-bezogenen Angaben eines Unternehmens entscheidend sind, da sie ein erhebliches operatives Risiko aufdecken“, kommentiert Huang.

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