Christin Jahns
31.03.2021

Thailands genügsame Wirtschaft Weiße Strände – grüne Technologie

Railay Beach West in Thailand
Railay Beach West in Thailand: Die thailändische Regierung will das Wirtschaftswachstum auch abseits des Tourismus ankurbeln und setzt dafür auf umweltfreundliche Technologien
© IMAGO / agefotostock

Genügsamkeit, Vernunft und die Bereitschaft zur Bewältigung unerwarteter Herausforderungen: Die drei Säulen zur nachhaltigen Entwicklung Thailands basieren auf der Philosophie der selbstsuffizienten Wirtschaft. Das bedeutet: Eine Überproduktion von Nahrungsmitteln und die übermäßige Beanspruchung der Umwelt zu vermeiden, während gleichzeitig das friedliche Zusammenleben durch die Reduzierung von Ungleichheit sowie bessere Bildungs- und Gesundheitsangebote gefördert wird.

Dass dieses Konzept Früchte trägt, lässt sich am SDG-Index der Vereinten Nationen ablesen. Dieser misst den Grad der nachhaltigen Entwicklung, wobei sich Thailand auf Platz 61 befindet. Damit liegt es hinter Singapur (Platz 19) auf dem zweiten Platz aller südostasiatischen Schwellen- und Entwicklungsländer – auch wenn es natürlich noch viel Luft nach oben gibt. Die Weltbank würdigt Thailands wirtschaftliche Entwicklung und erkannte die Monarchie als eines der Länder mit den besten Sozial- und Entwicklungsindikatoren an.

Enormes Wachstum und eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten der Welt zeigen, welch rasanten Wandel das Land in den vergangenen Jahren durchlebt hat. Doch der kometenhafte Aufstieg hat seinen Preis: Denn der Ausstoß von Treibhausgasen ist in Thailand überdurchschnittlich hoch und auch der Verkehr bleibt noch weit hinter den Anforderungen an eine nachhaltige Wirtschaft zurück. Da die Monarchie wie viele andere südostasiatische Staaten mit Überflutungen und Dürreperioden besonders unter den Folgen des Klimawandels leidet, soll die Quote der erneuerbaren Energien bis 2036 allerdings von 15 auf 37 Prozent steigen.  

Tourismus-Rückgang bremst die Wirtschaft

Da Natur und Umwelt auch durch den starken Zustrom an Touristen belastet werden, ist die Entwicklung nachhaltiger Umwelt- und Tourismuskonzepte ein großes Thema. Aktuell hat das Land allerdings noch andere Probleme. Auf der politischen Seite halten die zum Teil gewaltsam verlaufenden Proteste gegen die Regierung an. Auf der wirtschaftlichen Ebene ist der Fremdenverkehr für das Königreich von enormer Bedeutung und macht etwa 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Daher musste Thailand für seine strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einen hohen Preis zahlen. Von Januar bis September 2020 schrumpfte das BIP real um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für 2021 prognostiziert die Bank of Thailand ein Wachstum von 3,2 Prozent – das ist aufgrund der höheren Abhängigkeit von der Außenwirtschaft langsamer als in anderen südostasiatischen Ländern.

Denn neben dem Tourismus ist die thailändische Wirtschaft stark auf den Export ausgerichtet, der mehr als zwei Drittel des BIP ausmacht. Exportiert werden vor allem Fertigwaren wie Elektronik, Fahrzeuge, Maschinen und Nahrungsmittel an die USA, China, Japan, Vietnam und Hongkong. 2019 exportierte das Mitglied der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN Waren im Wert von 245 Milliarden US-Dollar. Insgesamt betrug das BIP des Königreichs 520 Milliarden US-Dollar, womit sich das Land mit seinen knapp 70 Millionen Einwohnern nach Angaben der Weltbank zur zweitgrößten Wirtschaft Südostasiens und zur achtgrößten des Kontinents gemausert hat.  

Steuervorteile für Elektromobilität

Um das Wachstum weiter anzukurbeln, will die thailändische Regierung nun gezielt Investitionen fördern, die umweltfreundliche Technologien voranbringen. Dabei nimmt das Land zunächst die Autoindustrie in den Fokus: Unternehmen, die mindestens 160 Millionen US-Dollar in neue Fabriken für Elektroautos investieren, sollen für acht Jahre von der Steuer befreit werden – ein Zeitraum, der mittels Investitionen in Forschung und Entwicklung noch einmal verlängert werden kann, wie die für Auslandsinvestitionen zuständige Behörde Anfang November 2020 bekanntgab. Gefördert werden soll auch die Herstellung von Komponenten für Elektroautos. So produziert BMW zusammen mit Zulieferer Dräxlmaier bereits seit 2019 Batterien in Thailand, die das Unternehmen von dort auch in andere ASEAN-Länder exportiert.

Darüber hinaus will die Monarchie Investoren für die Bereiche Digitalisierung und Automatisierung anlocken und die Zukunftstechnologien in der Sonderwirtschaftszone im Osten Bangkoks bündeln. Dafür seien nach Angaben der Regierung weitere Steuernachlässe geplant. Damit sollen andere Probleme des Standorts ausgeglichen werden: Das Ausbildungsniveau ist mit einem Qualifikationsgrad von 52,2 im regionalen Vergleich relativ niedrig (zum Beispiel China: 59,4), die Löhne mit durchschnittlich 509,73 US-Dollar aber vergleichsweise hoch.

Neben Industrie- und Dienstleistungen gehört auch die Landwirtschaft zu den dominierenden Wirtschaftssektoren Thailands. Auch wenn ihr Anteil am BIP 2019 nur noch etwa 8 Prozent betrug, beschäftigt der Sektor nach wie vor fast ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte Thailands sind Reis, Kautschuk, Mais, Zuckerrohr, Kokosnüsse, Palmöl, Ananas, Maniok und Fischprodukte.

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Starke Entwicklung von Aktien und Anleihen

Die nationale Börse des Landes ist die Stock Exchange of Thailand mit einer Marktkapitalisierung von etwa 600 Milliarden US-Dollar. Der wichtigste Aktienmarktindex ist der SET50, der die Performance aller an der thailändischen Börse notierten Stammaktien abbildet.

Die Unternehmen des Landes müssen sich nicht verstecken: 15 von ihnen haben es in die jüngste Forbes Global 2000-Liste der größten börsennotierten Unternehmen geschafft. Das bei weitem bekannteste ist die PTT Public Company Limited, die sich auf die Öl- und Gasindustrie spezialisiert hat. Komplettiert werden die Top-5 der thailändischen Unternehmen von der Siam Commercial Bank, der Kasikornbank, der Bangkok Bank und dem Baustoffunternehmen Siam Cement Group. Darüber hinaus verfügt die Monarchie auch in den Bereichen Chemikalien, Lebensmittelproduktion und Telekommunikation über konkurrenzfähige Firmen.

Wer am Wachstum Thailands teilhaben will, findet die renditestärksten Fonds und ETFs über unseren Fonds-Explorer:

  • Der Xtrackers MSCI Thailand UCITS ETF 1C (ISIN: LU0514694701) bildet den MSCI Thailand TRN Index nach, in dem die Branchen Energie, Finanzen und Konsumgüter am stärksten vertreten sind. Im Verlauf der vergangenen fünf Jahre kam er auf 28,9 Prozent Rendite.
  • Der Fidelity Funds – Thailand Fund Y USD (ISIN: LU1284737696) brachte im 5-Jahres-Verlauf eine Rendite von 28,7 Prozent. Die am stärksten vertretenen Unternehmen sind das Öl- und Gas-Unternehmen PTT Public Company Limited (8,5 Prozent), der 7-Eleven-Betreiber CP All (6,4 Prozent) sowie der Flughafenmanager Airports of Thailand (6,2 Prozent).
  • Der AGIF – Allianz Thailand Equity IT JPY (ISIN: LU0878861235) setzt mit einem Anteil von 14,7 Prozent einen stärkeren Fokus auf Telekommunikationsdienstleister und kam auf eine Rendite von 24,8 Prozent über die vergangenen fünf Jahre.
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