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Aktualisiert am 24.11.2015 - 11:29 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

Wie das Finanz-Geflecht wirklich funktioniert China: In der Hand der Schattenbanken

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Hinzu kommt, dass viele Kredite der chinesischen Schattenbanken beachtliche Risiken bergen. Die klassischen Banken vergeben ihr Geld vor allem an staatliche oder halbstaatliche Unternehmen. Private Gesellschaften hingegen, gerade kleinere Firmen, können sich nur außerhalb des regulären Bankensektors finanzieren. Die Nicht-Banken stricken dann - wie Global Wealth Investment - aus den vergebenen Krediten Anlageprodukte für die chinesische Mittel- und Oberklasse, die deutlich höhere Renditen einbringen als Bankeinlagen, deren Zinsen staatlich gedeckelt sind.

Auch die Wissenschaftler der US-Denkfabrik Brookings Institution sehen wachsende Gefahren in diesem undurchsichtigen Finanz-Geflecht: „Das Geschäft ist risikoreicher und muss mit kleineren Sicherheitsmargen auskommen“, schreiben sie in einer Studie. Die aktuellen wirtschaftlichen Veränderungen im Land könnten zu Kreditausfällen führen, die Transparenz im System sei zu gering und das Vertrauen auf implizite Garantien zu hoch.

Kaum Gefahr für die Finanzstabilität

Eine fundamentale Gefahr für die staatliche Stabilität können sie jedoch nicht erkennen: „Das Finanzsystem und die Regierung scheinen sehr gut aufgestellt, um eine mögliche Schattenbankkrise zu meistern.“ Der Sektor in China ist im Vergleich zum gesamten Finanzsektor immer noch klein, und Peking hat ihn durchaus im Blick. Auch im Vergleich zu den Industrieländern ist er trotz starken Wachstums von geringer Größe und hat einfache Strukturen. Verbriefungen und Derivate spielen kaum eine Rolle.

Darüber hinaus ist es üblich, dass Banken die Dienstleistungen von Nicht-Banken nutzen, um die Regulierung zu umgehen. Rund zwei Drittel des Geschäfts seien getarnte Bank-Kredite, für die die regulierten Institute im Notfall wahrscheinlich gerade stehen würden, meinen die Brookings-Experten. Zudem habe die Regierung genügend finanzielle Mittel, um selbst eine große Schattenbank-Krise abzufedern.

Schattenbanken bergen folglich nicht nur Risiken, sondern stellen in Chinas derzeitiger Situation auch Chancen dar. So tragen sie durch die Finanzierung des Mittelstands zum Wachstum der Volkswirtschaft bei. Ein starkes Schrumpfen des Sektors könnte Engpässe hervorrufen und dazu führen, dass statt der privaten Wirtschaft vor allem die staatlichen Unternehmen, die mit Krediten versorgt werden, weiter wachsen.

Zudem liefert der Sektor mit seinen gut verzinsten Anlageprodukten Alternativen für private Investoren. Diese konnten bis vor Kurzem nur zwischen Bankeinlagen mit staatlich begrenztem Zins und illiquiden Immobilieninvestitionen wählen. Aktien und Anleihen sind noch relativ neu auf ihrer Auswahlliste. Allerdings sind höhere Zinsen auch mit mehr Risiken verbunden, wie der Fall Hebei Financing zeigt. Das sind Aktien aber auch, haben Chinas Investoren spätestens im Sommer gelernt – ohne in Massen zum Messer zu greifen.

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