In den Vereinigten Staaten kam bereits 1993 der erste ETF auf den Markt: Der SPDR S&P 500 ETF Trust (SPY) von State Street Global Advisors. Seither ist die Nachfrage nach und das Angebot von börsengehandelten Indexfonds deutlich gewachsen: Es gibt ETFs für sämtliche Regionen, Branchen und Anlageklassen. Doch so breit das Angebot mittlerweile auch in Europa ist – ist es, wie so vieles, in den Vereinigten Staaten noch einmal größer. Und auch auf neue Trends wird auf der anderen Seite des Atlantiks meist schneller reagiert.
Deutsche Anleger haben davon in der Regel nichts, denn US-ETFs sind in Deutschland nur schwer zu kriegen. Warum? Ganz einfach: Ein Investmentfonds, der mit einer „US“-ISIN beginnt, unterliegt der Gesetzgebung der USA – und nicht europäischen Standards.
MiFID-II-Richtlinie erschwert Kauf von US-ETFs
Zu diesen europäischen Standards gehört seit dem 3. Januar 2018 die Richtlinie 2014/65/EU über Märkte für Finanzinstrumente, besser bekannt unter dem Kürzel MiFID II („Markets in Financial Instruments Directive II“). Seither müssen Banken, Fondsmanager und Broker dem Kunden im Vorfeld detaillierte Informationen zu Finanzprodukten liefern – unter anderem, mit welchen Kosten ein Finanzangebot verbunden ist. Und das ist der Knackpunkt, der den Kauf von US-ETFs einschränkt.
Fondsmanager müssen bestimmte Basisinformationsblätter bereitstellen, die sogenannten „Key Investors Information Documents“, kurz KIIDs. In diesen müssen Emittenten unter anderem die Chancen und Risiken ihres Anlageprodukts darstellen. Ebenso obligatorisch sind die historische Entwicklung, die Kosten und eine Einschätzung, für welche Kundengruppen der Fonds geeignet ist.
Fonds und ETFs, die innerhalb der Europäischen Union aufgelegt wurden, verfügen über entsprechende Informationen. Doch außerhalb der EU sieht es anders aus. Hier gibt es nur wenige Produkte, die die regulatorischen Anforderungen erfüllen. Und das heißt: kein Verkauf innerhalb der EU.
Experten erhofften sich durch MiFID II höhere Mittelzuflüsse in den bisher weniger stark entwickelten europäischen ETF-Markt. Die Kehrseite aber ist: Europäische Investoren werden zunehmend vom größten ETF-Markt – dem US-amerikanischen – ausgeschlossen.
So kannst du US-ETFs auch in Deutschland kaufen
Aber gibt es eine Möglichkeit, den Ausschluss zu umgehen und US-ETFs wie die von Ark auch in Deutschland zu kaufen?
Die Antwort lautet: Ja! Ganz einfach ist es aber nicht.
Neugierig geworden?
Diese Möglichkeiten hast du, um in Deutschland US-ETFs wie den von Star-Investorin Cathie Wood zu kaufen:
- Anbieter außerhalb der EU unterliegen nicht der MiFID II-Regelung. Wenn du also beispielsweise ein Depot in der Schweiz hast, kannst du damit Wertpapiere aus der ganzen Welt handeln. Eine Depoteröffnung in der Schweiz ist vergleichsweise einfach. Deutsche Kunden können beispielsweise über den Schweizer Online-Broker Swissquote ein Konto eröffnen.
- Eine Alternative ist die Regionalbörse Berlin, die sich auf den Handel mit US-Titeln spezialisiert hat. Sie bietet etwa Zugang zu den beliebten Ark-ETFs von Cathie Wood über die Heimatbörse NYSE an. Allerdings gilt: Nur weil die Börse es anbietet, heißt das noch lange nicht, dass sich Anleger über ihren Depotanbieter Anteile sichern können. Denn: Viele Direktbanken unterstützen den Handel mit den US-ETFs nicht, auch wenn der entsprechende Handelsplatz verfügbar ist. Falls es doch möglich ist, gilt für dich als Anleger darüber hinaus: Unbedingt die Gebühren im Auge behalten! Der Handel kann nämlich schnell teuer werden.
- Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Kundenstatus zu ändern. Denn: Die EU-Richtlinie gilt nur für Privatanleger und nicht für Profi-Investoren. Die sind nach der juristischen Logik nicht schutzbedürftig, da sie über die entsprechende Expertise verfügen sollten. Ein derartiger Statuswechsel ist allerdings eher schwierig.
Es gibt also auch für deutsche Anleger Möglichkeiten, sich US-ETFs ins Portfolio zu packen – die sind aber alle mehr oder weniger kompliziert und gegebenenfalls teuer. Darüber hinaus sind unter Umständen noch steuerliche Besonderheiten zu beachten.
Vielleicht solltest du dir dann doch lieber ein in Europa zum Handel zugelassenes Produkt suchen? Schau doch einmal in unsere ETF-Suche! Schließlich hat Cathie Woods Ark Innovation ETF in der letzten Zeit auch keine berauschende Performance hingelegt.
Wie Tech à la Cathie Wood im Vergleich zu Value à la Warren Buffett aktuell läuft, kannst du auch bei Stolls Musterdepots verfolgen.