Sven Rambau
08.02.2021

Nachhaltigkeitssiegel und Ratings Wie nachhaltig ist mein Fonds?

Surfboard aus recyceltem Plastik
Surfboard aus recyceltem Plastik: Solange es kein einheitliches Klassifizierungssystem für nachhaltige Anlageprodukte gibt, bleibt die Orientierung für Anleger schwierig
© IMAGO / Panthermedia

Bei Lebensmitteln und Kleidung orientieren sich viele Verbraucher an Bio- und Fair-Trade-Siegeln. Warum nicht auch bei der Geldanlage? Immer mehr Anleger wollen verantwortungsbewusster investieren, doch fast täglich kommen neue Anlageprodukte auf den Markt – die sich als „nachhaltig“ darstellen. Damit sich Investoren im Dickicht grüner Investments zurechtfinden, gibt es entsprechende Siegel und Ratings.

Nachhaltigkeitssiegel und Ratings

Die zwei Arten der Kennzeichnung von nachhaltigen Fonds liefern Informationen darüber, wie nachhaltig ein Anlageprodukt ist – unterscheiden sich jedoch in ihrer Bewertung.

So wird bei der Zertifizierung geprüft, ob die Auswahlkriterien des Fondsmanagements den Mindestanforderungen der Siegel-Anbieter entsprechen. Denn viele Fonds unterscheiden sich nicht nur in ihren Ausschlusskriterien – sondern auch darin, wie streng sie diese anwenden. Einige Produktanbieter akzeptieren, dass Unternehmen einen geringen Anteil ihres Umsatzes – meist bis zu 10 Prozent – in eigentlich ausgeschlossenen Bereichen erzielen. Hintergrund ist, dass viele Unternehmen kein spezifisches Geschäftsmodell haben, sondern ihre Umsätze in verschiedenen Bereichen erwirtschaften. Ein Beispiel: Energie-Unternehmen haben oft sowohl eine Öl- als auch eine Erneuerbare-Energie-Sparte. Organisationen, die Nachhaltigkeitssiegel vergeben, definieren deshalb oft Grenzwerte für umstrittene Geschäftsbereiche. Geht es also um den Investmentprozess, ist die wohl wichtigste Anforderung an einen nachhaltigen Fonds: Transparenz.

Zu den anerkanntesten Siegeln für europäische Fonds zählen das französische Label ISR, das skandinavische Nordic Swan Eclabel, das deutsche FNG-Siegel, das österreichische Umweltzeichen (UZ 49) und das luxemburgische LuxFLAG.

Ratings können sowohl positiv als auch negativ ausfallen und werden von bestimmten Agenturen vergeben. Einige Anbieter bewerten die Einzeltitel von Fonds nach ESG-Kriterien und berechnen daraus einen Wert für das Gesamtportfolio. Hierzu zählen unter anderem Morningstar Sustainability Rating, der EDA-Score und yourSRI. Andere wiederum konzentrieren sich auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Fondsmanagements. Spezielle Agenturen wie MSCI-ESG und Climetrics-Ratings stellen ihre Bewertungen öffentlich zur Verfügung. Damit können auch Anleger überprüfen, wie das Umweltrating des eigenen Portfolios aussieht.

Siegel und Ratings mitunter kritisch gesehen

Neugierig geworden?

Dann abonniere unseren Newsletter „Clever anlegen“!
Das Wichtigste zum Investieren, 3x wöchentlich, direkt in dein E-Mail-Postfach.

Anleger sollten allerdings beachten, dass die Bewertungen oft anhand der vergangenen Leistung vergeben werden und dementsprechend nicht das tatsächliche Engagement eines Unternehmens für Nachhaltigkeit widerspiegeln. Ebenso wird Ratingagenturen fehlende Transparenz nachgesagt, mitunter, weil diese keinen vollständigen Einblick in ihren Bewertungsprozess gewähren. Hinzu kommt: Der Begriff „nachhaltig“ ist nicht geschützt. Das Fehlen eines weltweiten Standards erschwert es vielen Anleger nachzuvollziehen, wie gemessen und bewertet wird.

Augen auf bei nachhaltigen Geldanlagen

Gewisse Ratings und Siegel können Anlegern als Orientierungshilfe dienen. Doch die Antwort auf die Frage, ob ein Produkt nachhaltig ist oder nicht, hängt vor allem davon ab, wie differenziert und streng der Begriff der Nachhaltigkeit vom Vermögensverwalter ausgelegt wird.

Neben Ratings und Siegeln sollten Investoren ebenfalls auf die Veröffentlichungen von Nachhaltigkeitsberichten von einzelnen Unternehmen zurückgreifen – diese müssen Angaben über Energieeffizienz, Emissionen und Ressourcenverbrauch offenlegen.

Wie hat dir der Artikel gefallen?

Danke für deine Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Nächste Schritte Zur kompletten Übersicht
02 | Wie finde ich die richtigen Titel?
...
Wie nachhaltig ist mein Fonds?
Das Problem mit ESG-Ratings – was ist wirklich nachhaltig?
Mit nachhaltigen ETFs und Fonds den Klimawandel eindämmen
Weiße Strände – grüne Technologie
Taiwan – mehr als Halbleiterindustrie
...
Auch interessant
ETF der Woche No-Name-Indizes: Wie du mit dem billigsten Welt-ETF langfristig sparen kannst
Günstig, günstiger, Prime All Country World ETF. Der französische Vermögensverwalter Amundi hat ...
Hohe Risikoaufschläge, lange Duration Anleihen: Schwellenländer bleiben stark
Anleihen standen in der Vergangenheit nur selten im Fokus der Öffentlichkeit. Doch ...
Kurz reingehört „Bitcoin ist nicht nur eine Währung, es ist eine besondere Szene“
Warum junge Amerikaner in Krypto investieren und warum sie selbst bullish für ...
Mehr zum Thema
David Wenicker
iShares-Manager im Interview „Es ist wichtig, in Megatrends wie Clean Energy langfristig zu investieren“
Mit den iBonds traf iShares 2023 einen Nerv – auf einmal waren ...
Collage mit Celine Nadolny und Seiltänzer
Celine Nadolny Kolumne „Mein finanzielles Polster reicht mittlerweile über ein Jahr“
Celine Nadolny von „Book of Finance“ beschäftigt mittlerweile einige Mitarbeitende. Damit wächst ...
Endrit Çela (links) und Michael Duarte (v.l.)
Die Investmentbabos im Interview „Besonders gefährlich sind Begriffe wie die Wahrheit, mit Sicherheit oder ich weiß es“
Die Investmentbabos Michael Duarte und Endrit Çela plaudern in ihrem Podcast über ...
Jetzt Newsletter abonnieren
Hier findest du uns