Die Inflation in Deutschland ist in den vergangenen Monaten massiv gestiegen und hat erstmals seit rund 29 Jahren die Fünf-Prozent-Marke überschritten. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im November 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 Prozent, im Dezember lag der Anstieg bei 5,3 Prozent.
Als Ursachen für den aktuellen Inflationsschub gelten die Kombination aus starker Nachfrage und einem pandemiebedingt knappen Angebot vieler Güter sowie der deutliche Anstieg der Energie- und Strompreise. Für Gas, Öl und Strom mussten die Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr bereits tief in die Tasche greifen. So war Energie mit einem Anstieg von 27,5 Prozent innerhalb eines Jahres im November stärkster Preistreiber. Die Energiekosten werden bereits seit Monaten von der weltweiten Konjunkturerholung nach dem wirtschaftlichen Einbruch durch Corona angeheizt.
Hinzu kommen neben der Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung Materialmangel und Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe Anfang 2021.
„Von den inflationsdämpfenden Faktoren der vergangenen Jahre ist nicht mehr viel übriggeblieben“, sagt Georg von Wallwitz, Gründer der Fondsboutique Eyb & Wallwitz in seinem Börsenblatt. Kostensenkend wirke nun nur noch die Digitalisierung. „Der Staat wagt es weder den Rentnern die Wahrheiten der Demographie zuzumuten, noch kann oder will er die Steuern entscheidend erhöhen. Also macht er Schulden. Die Verschuldung macht es den Zentralbanken wiederum unmöglich, die Zinsen spürbar zu erhöhen“, führt von Wallwitz aus. „Auf mittlere Sicht ist also mit höheren Inflationsraten zu rechnen.“
Welche langfristigen Faktoren beeinflussen die Inflation?
Diese Faktoren beobachtet auch Bert Flossbach. Seiner Ansicht nach werden die Renationalisierung von Produktionskapazitäten, die Dekarbonisierung der Wirtschaft, die zunehmende Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften sowie höhere Lohnforderungen in den kommenden Tarifrunden die Inflation mittel- bis langfristig treiben.
„Entscheidend für einen Regime-Wechsel wird sein, wie sich die Löhne entwickeln“, heißt es auch in einem Marktkommentar der Deutschen Bank. Das liegt daran, dass anhaltende Preissteigerungen in der Regel für steigende Löhne sorgen, wodurch wiederum die Güternachfrage angeheizt wird. Die höheren Löhne haben zudem Mehrkosten für die Unternehmen zur Folge, welche sie wiederum durch Preissteigerungen an die Verbraucher:innen weitergeben. Als Folge kann eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale entstehen, bei der sich Löhne und Preise wechselseitig aufschaukeln.
Wenn sie einmal in Gang gekommen ist, kann sich eine Inflation deshalb fortlaufend selbst verstärken. Bei der Deutschen Bank geht man davon aus, dass das Niedriginflationsregime in den USA und Europa vor dem Aus steht.
Was bedeutet die Inflation für Verbraucher:innen und Sparer:innen?
Die Sorge vor steigenden Preisen ist nicht unbegründet, die kurzfristigen Auswirkungen der Inflation sind für die meisten Menschen eher schlecht. Verbraucher:innen müssen für ihre alltäglichen Ausgaben mehr Geld auf den Tisch legen – auf kurze Sicht ein Problem, sofern nicht das Gehalt parallel ebenfalls steigt.
Sparer:innenn setzt die Inflation ebenfalls zu: Angesichts der niedrigen Zinsen, die viele Banken auf Spar-, Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten geben, schrumpft die Kaufkraft ihrer Ersparnisse. Das heißt: Von dem Geld, das sie auf dem Konto liegen haben, können sie sich real weniger kaufen.
Neugierig geworden?
Wie kann man sein Vermögen vor Inflation schützen?
„Anleger brauchen in Zeiten negativer Realzinsen erstklassige Sachwerte, wenn sie ihr Vermögen zumindest mittelfristig erhalten wollen“, sagt Philipp Vorndran, Investmentstratege beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch, im Firmenmagazin Position.
Eine Möglichkeit ist, auf eine langfristige Anlage an der Börse zu setzen – etwa mit Aktien oder Fonds. Da die Erträge hier in der Regel deutlich höher liegen als bei klassischen Anlagen wie etwa dem Sparbuch, können sie die Inflation ausgleichen.
„Solange davon auszugehen ist, dass der Realzins sicherer Anleihen negativ bleibt, sind Aktien die einzige liquide Anlageklasse, die dem Anleger neben laufenden Erträgen auch die Aussicht auf einen realen Wertzuwachs bietet“, sagt Bert Flossbach.
Auch Georg von Wallwitz hält ein gut diversifiziertes Portfolio aus Aktien für die effizienteste Absicherung gegen den Kaufkraftverlust. „In der Vergangenheit haben niedrig bewertete „Value“-Aktien und Rohstoffwerte in inflationären Phasen besser abgeschnitten als die meist hoch bewerteten Wachstumstitel“, erklärt von Wallwitz. „In der Regel können solche Unternehmen ihre Preise in dieser Zeit anheben und sie besitzen meist anfassbare Vermögenswerte wie Fabriken und Immobilien, deren Wert bei steigenden Preisen zunehmen dürfte. Im Gegensatz dazu sind Wachstumswerte, bei denen die Anleger von einem raschen Anstieg der Gewinne ausgehen, stärker von den Entwicklungen in der ferneren Zukunft abhängig – die künftigen Gewinne sind in einer Zeit hoher Inflation aber weniger Wert als die von heute.“
Investor:innen sind aus von Wallwitz Sicht deshalb gut beraten, bei Unternehmen, die extrem hoch bewertet sind, vorsichtig zu sein. Ähnliches gelte für die ebenfalls hoch bewerteten Immobilien.
Eine weitere Möglichkeit auf die viele Anleger:innen gerade in unsicheren Zeiten zurückgreifen ist Gold. „Bei Gold ist die Wirkung als Inflationsausgleich eher träge“, erklärt Vorndran. „Langfristig erwarten wir aber, dass die Bewegungen beim Goldpreis die Inflation ausgleichen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
Mehr dazu, wie ihr euer Vermögen mit Aktienfonds vor der Inflation schützen könnt, lest ihr hier.