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Nordische Aktien „Wir bevorzugen Industrie und Gesundheit gegenüber der IT-Branche“

Bergen in Norwegen (2019)
Bergen in Norwegen (2019): „Skandinavien ist hinsichtlich Nachhaltigkeit und ESG-Ratings wegweisend und bietet eine gute Auswahl an globalen, führenden Unternehmen“ | Foto: imago images / robertharding

Herr Apel, vor wenigen Monaten wurde bekannt: Der norwegische Staatsfonds verschiebt mehr Vermögen in die Vereinigten Staaten und nach Kanada, während er seine Beteiligungen in Europa reduziert. Was könnte der Grund dafür sein?

Hagen-Holger Malte Apel: Die Investitionen des norwegischen Staatsfonds sind auf die meisten Märkte, Länder und Währungen verteilt, um ein breites Engagement im Hinblick auf globales Wachstum und Wertschöpfung zu erreichen. Der Fonds hat einen langfristigen Anlagehorizont und einen begrenzten Liquiditätsbedarf. Das Mandat legt fest, in welche Märkte der Fonds investieren kann und setzt Grenzen für die Verteilung auf verschiedene Anlageklassen.

Das norwegische Finanzministerium legt dabei den Referenzindex auf der Grundlage von Indizes der FTSE Group und Bloomberg Barclays fest. Die Aktienallokation im strategischen Referenzindex wurde auf 70 Prozent festgesetzt, der Rest entfällt auf festverzinsliche Wertpapiere. Darüber hinaus kann die Norges Bank beschließen, dass der Fonds in nicht börsennotierte Immobilien bis zu einem Maximum von 7 Prozent der Anlagen des Fonds investiert. „Die geographische Verteilung des wichtigsten Index des Fonds wurde im Laufe der Zeit an die variablen Marktgewichte angepasst, hat aber immer noch ein viel höheres Gewicht von Aktien der europäischen Industrieländer und ein entsprechend geringeres Gewicht nordamerikanischer Aktien“, erläuterten Jon Nicolaisen, stellvertretender Gouverneur der Norges Bank, und Yngve Slyngstad, Chief Executive von NBIM, im jüngsten Brief an die Anleger.

Wie hoch ist denn der Anteil von US-Aktien im norwegischen Staatsfonds?

Apel: Zuletzt machten nordamerikanische Aktien – in erster Linie US-Aktien – 40,2 Prozent der Aktienbenchmark aus und lagen damit unter den 48,6 Prozent des FTSE-Index, wie die Zahlen der Norges Bank zeigten. Die Aktien der europäischen Industrieländer hingegen beliefen sich auf einen Anteil von 33,7 Prozent der Aktien-Benchmark des Staatsfonds und übertrafen damit bei weitem die 19,4 Prozent im FTSE-Index.

Wird das Aktienportfolio des Government Pension Fund Global (GFPG), des größten Staatsfonds der Welt, wie geplant umgestellt, könnten rund 100 Milliarden Euro zu Lasten der europäischen Aktien in nordamerikanische Titel umgeschichtet werden.

Wie hält es der DNB Fund Nordic Equities? In welchen Sektoren ist der DNB Fund Nordic Equities überdurchschnittlich stark vertreten und warum?

Apel: Bevor wir auf Über- und Untergewichtungen des DNB Fund Nordic Equities eingehen, möchte ich kurz die Sektorcharakteristika im Allgemeinen in Skandinavien erläutern. Unsere Analyse zeigt, dass Skandinavien insgesamt sehr gut diversifiziert ist, wenn es um verschiedene Sektoren geht. Skandinavien, also Dänemark, Norwegen, Schweden und Island, ist zusammen mit Finnland unter anderem in den VINX-Benchmarkindizes vertreten, die die nordischen Länder abdecken. Auch wenn der Vergleichsindex im Vergleich zum MSCI World (1.600 Unternehmen) und MSCI Europe (435 Unternehmen) „nur“ 152 Unternehmen umfasst, weisen die nordischen Länder eine ähnliche Branchenzusammensetzung auf.

Es gibt doch sicherlich aber auch Unterschiede?

Apel: Die einzigen Unterschiede sind ein viel höheres Gewicht der Industrie und des Gesundheitswesens. Gleichzeitig ist die Informationstechnologie in den nordischen Ländern viel weniger stark vertreten. Wir bevorzugen Industrie und Gesundheit gegenüber IT.

IT-Werte waren seit Jahresbeginn die Zugpferde an den Märkten. Warum erscheint jetzt eine geringere Beimischung von Technologie angebracht?

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Apel: Wir glauben, dass dies für Investoren interessant sein könnte, da die Informationstechnologie in letzter Zeit einen großen Teil der globalen Indizes ausmacht. Mit einer Investition in Skandinavien können Investoren eine Diversifizierung erreichen und gleichzeitig kein IT-Exposure in ihr Portfolio aufnehmen. Dennoch können wir unsere Über- und Untergewichtungen im Sektor hervorheben. Das Portfolio besteht zu 55 Prozent aus Large-Cap-Aktien und zu 40 Prozent aus Small- und Mid-Cap-Aktien. Gegenwärtig haben wir keine Allokation in Energie- und Immobilienaktien sowie eine klare Untergewichtung von Industrieunternehmen, Verbrauchsgütern und Finanzwerten. Übergewichtungen haben wir in den Bereichen Gesundheitswesen, Rohstoffe und Versorgungsunternehmen vorgenommen.

Wie gehen Sie mit Währungsrisiken um?

Apel: Für uns spielen die entsprechenden Bewegungen keine Rolle. Basierend auf dem Außenwert einer Währung gewinnen oder verlieren Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit. Wir glauben an einen „Bottom up“-Aktienauswahlprozess und wählen Unternehmen auf der Grundlage ihrer Fundamentaldaten aus. Wechselkursbewegungen sind schwer vorhersehbar und spielen daher bei unseren Annahmen und unserer Auswahl keine Rolle.

Welche Rolle spielt ESG im DNB Fund Nordic Equities?

Apel: Lassen Sie mich hierzu ein Statement unseres Fondsmanagers Øyvind Fjell zitieren:

„Die skandinavische Region ist hinsichtlich Nachhaltigkeit und ESG-Ratings im Wesentlichen wegweisend und bietet eine gute Auswahl an globalen, führenden Unternehmen. Der Fonds ist umweltbewusst und CO2-arm und nutzt sowohl das Negativ- als auch das Positiv-Screening.“

Wie geht das Fondsmanagement bei der Auswahl entsprechender Aktien vor?

Apel: Der DNB Fund Nordic Equities ist ein aktiv verwalteter Aktienfonds, der in börsennotierte Unternehmen in der skandinavischen Region investiert. Der Fonds hat ein Umweltmandat und investiert in Unternehmen mit niedriger CO2-Belastung, wobei die durchschnittliche branchenangepasste ESG-Punktzahl über der Benchmark liegt. Die Unternehmen werden auf der Grundlage der folgenden Kriterien aus dem Portfolio ausgewählt:

  • DNB AM’s Standard für verantwortungsbewusste Investitionen
  • Die DNB-Liste der mit fossilen Brennstoffen verbundenen Unternehmen
  • Zusätzliche Ausschlusskriterien: Unternehmen, deren Einnahmen zu mehr als 5 Prozent aus Geschäften mit Glücksspielen, der Herstellung konventioneller Waffen oder der Alkoholproduktion stammen
  • Besitzer großer Reserven fossiler Brennstoffe
  • Unternehmen mit einer Kohlenstoffintensität von mehr als 3.000 metrischen CO2 e-Tonnen/USDm

Letzte Frage: Wie sieht es mit echten Vorreitern im Umweltschutz aus?

Apel: Der Fonds nutzt darüber hinaus das Positiv-Screening, um natürlich auch jene Unternehmen in den Fonds aufzunehmen, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Die folgenden grünen Themen wurden definiert: Klimawandel, Wasserverwaltung, Energie-Effizienz, Abfallwirtschaft, Wasser- und Luftverschmutzung, Abholzung und Artenvielfalt.

Darüber hinaus messen wir als Unterzeichner des Montreal Carbon Pledge die Emissionswerte des Fonds-Portfolios. Der Fonds hat ein spezifisches Mandat zur Erzielung eines CO2-Fußabdrucks (Intensität) des Portfolios, der unter 100 Tonnen CO2-e/USDm Umsatz liegen soll. Zum Jahresende 2019 betrug die Emissionsintensität des Fonds 92 Tonnen CO CO2-e/USDm Verkäufe (Benchmark: 132).

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