Wer sich aufmerksam unsere 2021er-Rankings der besten europäischen und US-amerikanischen All- sowie Large-Cap-Fonds angeschaut hat, dürfte bemerkt haben: Während es in die Europaliste nur ein ETF geschafft hat, waren im US-Ranking gleich vier davon vertreten. Warum ist es für Fondsmanager:innen am US-Markt offensichtlich so anspruchsvoll, eine im Vergleich zum Index höhere Rendite zu erzielen?
Für Marian Henn, Portfoliomanager und Partner bei der Allington Investors AG, Bad Homburg, liegt der Hauptgrund in der Indexzusammenstellung: „Die US-amerikanischen Indizes werden von den großen Tech-Unternehmen dominiert, die aus zwei Gründen die meisten anderen Aktien outperformen: Erstens handelt es sich um echte Top-Unternehmen, die mit großer Marktmacht, enormen Margen und solidem Wachstum eine hohe Bewertung verdient haben“. Zweitens fließe durch ETFs viel Geld passiv gesteuert in ebendiese Firmen – was wiederum ihren Preis treibt. „Um gegen dieses Phänomen eine Überrendite zu erzielen, muss man echt gut sein.“
Tech-Boom kommt ETFs zugute
Also alles auf ETF? So einfach ist es nun auch wieder nicht. Zwar haben ETFs nach Henns Worten den Vorteil, dass der Technologiesektor in den großen US-Indizes wie dem S&P 500 zum Teil mit 30 Prozent gewichtet ist – eine Größenordnung, zu der aktive Manager oft nicht bereit sind. „In den vergangenen neun Jahren hat die Technologie-Hausse dazu geführt, dass ETFs fast alle aktiv gemanagten Fonds outperformt haben. Manch einer sagt, dass das verstandslos sei, aber die Ergebnisse sprechen nun mal für sich“, sagt Henn. Es liege jedoch auf der Hand, dass sich diese Entwicklung schnell drehen könne.
Auch Stephan Witt, Anlagestratege bei der FiNUM.Private Finance AG aus Berlin, sagt: „Bei der reinen Abbildung von großen Indizes mit Standardwerten können ETFs punkten.“ Gemanagte Fonds wiederum hätten ihre großen Vorteile in Marktsegmenten, bei denen die Auswahl der Einzeltitel entscheidend ist. „Also vor allem bei Nischen-, Branchen oder Spezialitätenfonds.“
Bei kleineren Unternehmen können aktive Fonds punkten
Oder, wenn man hinter die Mega- und Large-Caps schaut, wie Marian Henn betont: „Bei mittleren und kleinen Unternehmen sieht das Bild anders aus. Dieses Segment ist noch nicht so stark durch passives Geld getrieben und wegen der geringen Abdeckung durch Analysten kann man mit Fundamentalresearch echten Mehrwert stiften – auch ohne horrende IT-Quoten. Hier sollte man also aktive Manager in Betracht ziehen.“ Das gelte auch, wenn man sich in Richtung Schwellenländer oder Frontier Markets begibt. „Denn in diesen Märkten ist tiefe Kenntnis der lokalen Eigenheiten und die Nähe zum Unternehmen ein echter Mehrwert, der sich in Alpha materialisieren kann.“
Mit dem US Equity Fund von Majedie managt Adrian Brass einen US-Fonds, der Henn gefällt. „Bevor Brass zu Majedie stieß, hat er sein Können bei Fidelity unter Beweis gestellt“, erläutert Henn. Er investiert in ein konzertiertes Portfolio mit hohem Überzeugungsgrad, das aus rund 35 Titeln besteht und zu 80 Prozent vom Index abweicht. Das liege auch an der hohen Quote von Mid-Cap-Unternehmen mit weniger als 10 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung, die zuletzt 24 Prozent des Portfolios ausmachten.
Ausgezeichnete Unternehmen mit langfristigem Wachstumspotenzial
Unter deutschsprachigen Privatanleger:innen bekannter sein dürfte wiederum die Gesellschaft, die hinter Stephan Witts US-Fondstipp steht: Der Concentrated US Equity von AllianceBernstein (ISIN: LU1306336501). „Wir fokussieren uns auf nur wenige ausgezeichnete Unternehmen mit großem Potenzial, die zu attraktiven Kursen gehandelt werden. Wir suchen nach Qualitätsunternehmen, die für dauerhaftes Umsatzwachstum positioniert sind“, beschreibt Fondsmanager James T. Tierney das Konzept.
Das Portfoliomanagement hält Ausschau nach US-Unternehmen, die ihre Gewinne in den kommenden fünf Jahren um jeweils mindestens 10 Prozent jährlich steigern können. Das gelinge nur wenigen Unternehmen, die dann jedoch den Markt meist erheblich übertreffen, schreibt AllianceBernstein. Dafür steht dem Managementteam ein Universum von 1.500 amerikanischen Aktien zur Verfügung.
Konzentriertes Portfolio mit 20 Positionen
Aktuell besteht das konzentrierte Portfolio aus 20 Positionen. Darin befinden sich „alte Bekannte“ wie Microsoft (9,9 Prozent), Mastercard (7,6 Prozent) und Amazon (7,3 Prozent). Es finden sich unter den Top-Holdings aber auch Unternehmen, die bei vielen Investoren nicht ganz oben auf dem Einkaufszettel stehen dürften – darunter der Finanzdienstleister Charles Schwab (4,8 Prozent), der Einzelhandelskonzern TJX Companies (4,8 Prozent) sowie die CDW Corporation, ein Einzelhandelsunternehmen in der Computerbranche (4,7 Prozent).
Mit seinem Investmentansatz erwirtschafteten James T. Tierney und sein Team für die Anleger:innen des Concentrated US Equity in den vergangenen 5 Jahren eine Rendite von durchschnittlich 18,6 Prozent pro Jahr bei einer Volatilität von 16,4 Prozent. Seit Jahresbeginn liegt der Fonds mit 37,0 Prozent im Plus. Zum Vergleich: Der iShares ETF auf den marktbreiten S&P 500 kommt auf 5-Jahressicht auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von 15,8 Prozent bei einer Schwankungsbreite von 15,3 Prozent – und liegt seit Jahresbeginn mit 36,3 Prozent im Plus.
Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Quelle Fondsdaten: FWW (2021). Bitte beachte die Hinweise unter: https://www.issgovernance.com/iss-fww-disclaimer/ (Haftungsausschluss). Für Inhalte und Richtigkeit der Angaben wird keine Haftung übernommen. Stand der Daten: 14. Dezember 2021.