LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in NewsLesedauer: 6 Minuten

Inflation, Nachhaltigkeit, China Worauf Anleger in der zweiten Jahreshälfte achten müssen

Seite 2 / 2

Chancen an den chinesischen Aktienmärkten

Nachdem die chinesische Regierung das Land im vergangenen Jahr erfolgreich aus der Krise geführt hat und Anfang 2021 gute BIP-Wachstumsraten meldete, brachen die Aktienkurse im Februar und März dramatisch ein. Zu den Gründen für diesen Ausverkauf gehörten sowohl die Vorstöße für eine stärkere Regulierungen des chinesischen Internet-Sektors als auch die Gewinnmitnahmen bei früheren Börsengewinnern. Seither bewegen sich die Kurse weitgehend seitwärts. Dabei läuft es derzeit gut für die chinesischen Unternehmen: Die meisten Firmen haben die Erwartungen erfüllt oder übertroffen.

Chinas Geldpolitik während der Pandemie war wohl die orthodoxeste aller großen Zentralbanken der Welt: Das Reich der Mitte hat als einzige große Volkswirtschaft seine Fiskal- und Geldpolitik gestrafft. Die natürliche Neigung der chinesischen Entscheidungsträger ist sicherlich, proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um den Aufbau von Inflationsdruck und Asset-Blasen zu verhindern. Trotzdem dürfte das Ausmaß der geldpolitischen Straffung für den Rest des Jahres begrenzt bleiben.

„Wir sehen dennoch gute Gründe, die für ein längerfristiges Engagement in China sprechen“, so die Experten. Da Anlagen in diesem Bereich relativ volatil seien, sollten sich Investoren hier allerdings nur längerfristig engagieren und zwischenzeitliche Verlustphasen in Kauf nehmen können.

Ein potenziell attraktives Investment für internationale Investoren sind aus Sicht der Experten Onshore-RMB-Anleihen. Grund dafür sind vor allem ihre höheren Renditen im Vergleich zu Anleihen aus anderen großen Volkswirtschaften und das Diversifikationspotenzial, das sie durch ihre geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen bieten.

„Kurzfristig würde uns eine weitere Konsolidierung an den chinesischen Aktienmärkten nicht überraschen“, betonen die Allianz-Experten. Die jüngste Abwärtsbewegung betrachten sie als gesunde Entwicklung, die dabei hilft, ein solideres Fundament für die Zukunft zu legen. So haben die extremen Gewinnmitnahmen inzwischen nachgelassen, wie man an der Entwicklung der Wachstumsaktien am chinesischen A-Aktienmarkt sehen kann. Diese haben gegenüber Substanzwerten zuletzt Boden gutgemacht. „Anleger sollten hier weiter sehr selektiv vorgehen“, raten die Experten. „Eine Orientierung an ESG-Faktoren kann sinnvoll sein, um Unternehmen zu identifizieren, die sich in diesem Umfeld weiter sehr positiv entwickeln werden.“

Nachhaltiges Investieren wird zum Standard

Nach Angaben des Analysehauses Morningstar ist das weltweit in ESG-Strategien verwaltete Anlagevermögen im vergangenen Jahr auf 1,7 Billionen US-Dollar angestiegen. Für etwas mehr als ein Drittel des weltweit verwalteten Vermögens werden inzwischen ESG-Kriterien angewendet. Dieses Wachstum dürfte sich fortsetzen und durch die Pandemie zusätzlichen Schub erhalten. „Anleger sind zunehmend von der wesentlichen Rolle überzeugt, die nachhaltige Ansätze bei der Steigerung der Performance und beim Risikomanagement spielen“, kommentieren die Experten. Unabhängige Daten zeigen zudem, dass sich aktiv verwaltete ESG-Fonds in der Anfangsphase der Pandemie deutlich besser entwickelt haben als ihre passiven Pendants.

Während der Erholung im Nachgang der Pandemie werden ESG-Faktoren entscheidend sein, um eine Reihe neuer Risiken zu bewerten und bisher unbekannte Chancen zu identifizieren. Dadurch könnte die Risikobereitschaft vieler Anleger steigen. „Wir mahnen jedoch auch zur Vorsicht“, erklären die Experten. Um zu beurteilen, wie gut Unternehmen für das wirtschaftliche Umfeld aufgestellt sind, müssen Investoren bei ihren Bewertungen das gesamte Spektrum der ESG-Faktoren berücksichtigen – und einen konstruktiv-kritischen Dialog mit den Unternehmen führen, um positive Veränderungen zu bewirken. Dabei müssen vor allem die Faktoren identifiziert werden, die für das jeweilige Unternehmen am relevantesten sind – beispielsweise Treibhausgasemissionen, Arbeitnehmerrechte und Führungskräftevergütung. Zudem müssen die Firmen dazu bewegt werden, diesbezüglich transparenter zu werden.

Investitionen in grüne Infrastruktur können aus Sicht der Experten spannend sein, da sich die weltweiten Regierungen unter dem Motto „Build back better“ zu einem nachhaltigeren Wiederaufbau der Wirtschaft verpflichtet haben. In diesem Zusammenhang wird es viele grüne Projekte zu finanzieren geben. „Doch Anleger sollten bei allen Entscheidungen die ESG-Faktoren berücksichtigen, um die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen in einem schwierigen Investmentumfeld zu beurteilen und wichtige Veränderungen voranzutreiben.“

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion