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Aktualisiert am 17.11.2015 - 09:31 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

Zentralbanken Experten warnen vor Währungskrieg

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Der Devisenmarkt ist ein Nullsummenspiel

Was vor Jahren zumindest in Europa undenkbar gewesen wäre, wird damit zum letzten Rettungsanker. Im Frühsommer 2000 musste der damalige EZB-Chef Wim Duisenberg die Bürger der Euro-Zone und dabei allen voran die Deutschen noch beruhigen. „Ich verstehe ihre Besorgnis“, sagte der Niederländer angesichts eines Euro-Kurses, der deutlich unter die Parität gerutscht war, und intervenierte, um den Euro zu stützen.

Dem heutigen Zentralbankchef Mario Draghi scheint ein vergleichbarer Kursverfall dagegen willkommen zu sein. Etliche Experten weisen indes darauf hin, dass eine schwache Währung grundlegende wirtschaftliche Probleme nicht lösen kann. „Wenn die EZB ungelöste wirtschaftliche Probleme durch eine Euro-Abwertung lösen möchte, dann schafft sie Konflikte mit anderen Ländern“, warnte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer bereits Anfang des Jahres.

Denn am Ende ist der Devisenmarkt ein Nullsummenspiel. Was der eine gewinnt, verliert der andere. Wer Importe über eine schwache Währung verteuert, bremst die Nachfrage nach ausländischen Gütern und damit den Erfolg im Ausland ansässiger Unternehmen. Wer versucht, Inflation zu importieren, exportiert Deflation. Oder zwingt andere, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Eine schwache Währung löst noch kein Wettbewerbsproblem

Krämer meint: „Die USA halten derzeit nur deshalb still, weil es ihnen wirtschaftlich recht gut geht.“ Dass ihr Führungspersonal spätestens dann nicht mehr tatenlos zusehen wird, wenn die Stärke des Dollar anfängt, negative Auswirkungen auf die Konjunktur zu entwickeln, gilt für David Bloom als ausgemacht: „Sollte sich US-Finanzminister Jack Lew gegen eine weitere Dollarstärke aussprechen“, so der Chefdevisenstratege bei HSBC, „würden die Karten komplett neu gemischt.“

Klar ist dabei: Auch ohne eine Reaktion der USA bleibt der Erfolg einer Politik der schwachen Währung begrenzt. Langfristig, betont Commerzbank-Experte Krämer, löse eine schwache Währung nicht das Wettbewerbsproblem eines Landes. Das zeigt auch die Erfahrung: Weder die USA in den 1930er Jahren, noch Frankreich, Spanien oder Italien in den 80er und 90er Jahren konnten große Erfolge verbuchen. Stattdessen führte ein ruinöser Unterbietungskampf zur schwersten Konjunkturkrise des vergangenen Jahrhunderts.

Aktuell zeigt sich am Beispiel Japans, wie gering der Erfolg einer Politik der schwachen Währung ist: „Der Verfall des Yen hat nicht zu einer Absatzsteigerung japanischer Produkte im Ausland geführt, sondern trieb nur den Nikkei immer weiter hoch“, erklärt HSBC-Stratege Bloom. Das gleiche sei in Europa zu erwarten. „Der Wechselkurs fällt, aber trotzdem kommt es zu keinem Exportzuwachs. Nur Vermögenspreise wie Aktien und Immobilien gehen durch die Decke.“

Die Zentralbanken nehmen derartige Auswirkungen auf die Kapitalmärkte mindestens in Kauf. Im Falle der Rohstoffpreise begrüßen sie den negativen Einfluss eines starken Dollar gar vielfach – selbst wenn er die eigentlich angestrebte Inflation bremst.

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