Sven Stoll
15.02.2022

Digitale Sicherheit Zukunftstrend Cybersecurity: Mit Sicherheit Gewinne einfahren

Die Cyberkriminalität floriert
Die Cyberkriminalität floriert: Hacker:innen gehören zu den großen Profiteuren der Coronapandemie. Ihre Angriffe erweisen sich als immer lukrativeres Geschäft
© Imago Images / agefotostock

Die Stimmung schwankt zwischen genervt und aggressiv. Vans und Pick-ups stauen sich hunderte Meter vor der Tankstelleneinfahrt und hoffen, noch einen Tropfen Sprit zu ergattern. Was wie der Start eines typischen US-Katastrophenfilms à la Roland Emmerich klingt, war im Mai 2021 in Teilen der USA Realität. Was war passiert? Verantwortlich waren weder Konflikte in wichtigen Ölförderländern noch andere politische Verwerfungen.

Der Grund war ein Cyberangriff: Die Attacke auf den Pipeline-Betreiber Colonial legte dessen komplettes Rohrleitungsnetz lahm und führte im Mai zu Benzinknappheit. Die Hacker forderten 70 Millionen US-Dollar Lösegeld und erbeuteten am Ende 4,4 Millionen US-Dollar. Im September 2014 haben Cyberkriminelle das Kassensystem von über 2.000 Filialen der US-Baumarktkette The Home Depot gehackt. Dadurch haben die Betrüger rund 56 Millionen Kreditkarteninformationen von Bürgern der USA und Kanada entwendet, während diese gezahlt haben. Der entstandene Schaden für das US-Unternehmen lag bei rund 62 Millionen US-Dollar.

Digitaler Handel mit Kryptowährungen lockt Diebe

Auch bei Kryptowährungen treiben Hacker verstärkt ihr Unwesen. Im Jahr 2021 hat der Sicherheitsanbieter Kaspersky weltweit mehr als 1.500 betrügerische Webseiten identifiziert, die es auf potenzielle Krypto-Investoren abgesehen haben. Kaspersky blockierte rund 70.000 Versuche, schädliche Internetseiten zum Kryptohandel aufzurufen. Die Liste schwerwiegender Cyberangriffe ließe sich noch lange fortführen.

Grafik vergrößern (Quelle: Accenture/Statista)

In einer Welt exponentiell wachsender Datenmengen wird das Thema Sicherheit ein Kassenschlager bleiben; einerseits für Hacker, andererseits für die Anbieter von Sicherheitslösungen. Cyberattacken sorgen dafür, dass Hightech-Unternehmen laut einer Untersuchung von Accenture zwischen 2019 und 2023 753 Milliarden US-Dollar an Umsatz entgehen wird. Und die Kriminellen gehören zweifellos zu den großen Profiteuren der Corona-Pandemie. Laut G-Data Bedrohungsreport ist die Zahl der abgewehrten Cyberattacken zum Jahresende 2021 im vierten Quartal um 25 Prozent angestiegen.

Insgesamt sind die Kosten für Sicherheitsvorfälle laut einer Untersuchung von IBM im vergangenen Jahr auf ein 17-Jahreshoch geklettert. Demnach kostete ein Datenklau ein deutsches Unternehmen im Durchschnitt rund 4 Millionen Euro. Allein die Deutsche Telekom zählt pro Tag weltweit mehr als 37 Millionen Angriffe auf ihr Netz. Entsprechend steht der Schutz vor kriminellen Netzwerkattacken bei vielen Firmen ganz oben auf der Prioritätenliste.

Cybersecurity-Markt wächst um 10 Prozent pro Jahr

Der gesamte Markt für Cybersecurity wächst derzeit mit gut 10 Prozent pro Jahr. Daran ändert auch der jüngste Ausverkauf bei Tech-Werten wenig, der die Aktien von Cybersecurity-Unternehmen teils arg in Sippenhaft nahm. Die Anteilsscheine der deutschen Firma Secunet Security Networks verbilligten sich in den vergangenen sechs Monaten trotz Umsatzsprung im Jahr 2021 um 40 Prozent. Langfristig war das Papier allerdings ein Volltreffer. In den vergangenen zehn Jahren betrug das Kursplus des Essener Sicherheitsanbieters 2.700 Prozent. Die Firma agiert als Quasi-Monopolist von sicherheitskritischen Technologien für die Bundesrepublik Deutschland. Zudem expandiert Secunet in der Privatwirtschaft und hat sich hier zuletzt mit neuen Produktlösungen positioniert.

Gut liefen zuletzt dagegen die Papiere des amerikanischen Anbieters Datadog (44 Prozent in 6 Monaten). Der US-Anbieter von Cloud-Überwachungssoftware für Datenbanken und Server steigerte seinen Umsatz zum Vorjahr um 84 Prozent. Wer sich am Geschäft mit der Sicherheit beteiligen möchte, kann das über entsprechende Fonds und ETFs tun. Die Produkte investieren in eine große Bandbreite verschiedener Themen.

Datensicherheit im ETF-Paket

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Im iShares Digital Security UCITS ETF USD (ISIN:IE00BG0J4841) ist Datadog mit zwei Prozent die größte Position. Der ETF bietet den Zugang zu rund 120 globalen Unternehmen, deren Hauptgeschäftsfelder die digitale Sicherheit, Netzsicherheit und der Umgang mit sensiblen Daten ist. Seit Auflage im Oktober 2018 liegt die Rendite des ETFs bei plus 70 Prozent. Wie bei vielen weltweit agierenden Aktienfonds nehmen US-Werte mit 63 Prozent den höchsten Stellenwert ein. Die verbleibenden Unternehmen haben ihren Sitz überwiegend in Japan, Indien und Israel.

Alternativ bietet sich der L&G Cyber Security UCITS ETF (ISIN: IE00BYPLS672) an. Mit 57 Unternehmen aus der Branche ist der ETF deutlich konzentrierter und beinhaltet auch Firmen mit geringer Marktkapitalisierung. Schwergewichtige Positionen sind BlackBerry oder CloudFlare. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich der Wert des Indexfonds mehr als verdoppelt.

Der Cybersicherheitspionier: Pictet Security P USD

Eine längere Historie haben aktiv verwaltete Themenfonds. Der Pictet Security P USD (ISIN: LU0256846139) ist mit einem verwalteten Vermögen von fast acht Milliarden US-Dollar der größte Fonds in diesem Bereich. Er wurde bereits im Jahr 2006 lanciert. Dem Weltaktienindex MSCI World ist der Branchenfonds seit Auflage mit einem Plus von 306 Prozent um knapp 100 Prozentpunkte enteilt. Gemäß der GARP-Philosophie sucht Manager Yves Kramer nach Wachstumsunternehmen zum vernünftigen Preis. Sein Ansatz ist breit ausgelegt:

Quelle Fondsdaten: FWW 2024
  • Neben IT-Sicherheit gehören auch Bereiche wie
  • Wachschutz,
  • Wasser-und Lebensmittelanalysen,
  • Abfallwirtschaft,
  • Videoüberwachung oder
  • medizinische Sicherheit zum Portfolio.

Für den Fonds kommen laut Kramer rund 300 Titel infrage. Davon sind knapp 100 auf IT-Sicherheit bezogen. 84 Prozent der insgesamt 46 Unternehmen stammen aus den USA. Zu den Top-Ten-Werten zählen Palo Alto, Thermo Fisher und Johnson Control. Ein Ende des Wachstums ist laut Yves Kramer von Pictet nicht abzusehen: „Die durch die Cyberkriminalität verursachten Direktkosten werden inzwischen auf ca. 400 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Die ´erfolgreichen` Hacker sehen sich dadurch zu weiteren Taten ermutigt, was wiederum deutlich höhere Sicherheitsausgaben nach sich zieht, um neuen Bedrohungen entgegenzuwirken.“

Cybersicherheitsalternative von Credit Suisse: CS Security B USD

Eine aktiv gemanagte Alternative zum Pictet-Fonds ist der von Patrick Kolb gemanagte CS Security B USD (ISIN:LU0909471251). Im direkten Vergleich der beiden Aktivfonds schneidet das Credit-Suisse-Portfolio besser ab. Seit Auflage im Mai 2013 erzielte der Fonds eine Performance von 240 Prozent (Pictet: 190 Prozent). Zudem ist das Produkt weniger US-lastig (68 Prozent) als der Pictet-Fonds. Kolb und sein Team gliedern den Fonds in fünf Teilbereiche mit klar definierten Gewichtungen:

Quelle Fondsdaten: FWW 2024
  • So wird dem Thema IT-Sicherheit mit 25 Prozent das höchste Gewicht eingeräumt.
  • Danach folgen Strafprävention (20 Prozent),
  • Umweltschutz (20 Prozent),
  • Gesundheitsschutz (20 Prozent) und
  • Transportsicherheit (15 Prozent).

Beispielhaft für das Thema IT ist die größte Fondsposition Fair Isaac, ein 1956 gegründetes Analytics-Software-Unternehmen mit Sitz in Kalifornien. Die Firma besitzt den größten Marktanteil analytik-basierter Software für Betrugserkennung. Thermo Fischer ist im Bereich Gesundheit tätig. Das Technologieunternehmen produziert unter anderem Covid-19 Test-Kits. Fondsmanager Kolb zeigt sich im Interview mit Fundresearch TV überzeugt: „Man muss immer in Sicherheit und Schutz investieren, selbst in der tiefsten Rezession. Man kann nicht mit einer Gefahrenabwehr warten, bis eine Krise vorbei ist.“

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Stand der Fonds-Daten: 15. Februar 2022.

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