Barbara Bocks, Sven Rambau
04.04.2023

Orientierungshilfe bei nachhaltigen Indexfonds Nachhaltige ETFs: Sperrige Fachbegriffe einfach erklärt

Windkraftanlagen in Mecklenburg-Vorpommern
Windkraftanlagen in Mecklenburg-Vorpommern: Viele Fachbegriffe prägen die Debatte um nachhaltige Geldanlagen – doch was bedeuten sie?
© imago images / BildFunkMV

Nachhaltige Geldanlagen wachsen gerade im ETF-Bereich seit Jahren. In den vergangenen Jahren hat hier der Umweltbereich die größte Aufmerksamkeit erhalten.

Doch Anleger:innen investieren mittlerweile auch gezielt in Firmen investieren, die sich durch eine besonders gute Unternehmensführung wie ressourcenschonend zu arbeiten oder soziale Aspekte wie Diversität in der Belegschaft zu fördern, von anderen unterscheiden. 

Die wichtigste Abkürzung, die dir bei nachhaltigen Finanzprodukten wie ETFs garantiert über den Weg läuft, ist ESG.

ESG steht für die englischen Begriffe:

  • Environment (Umwelt),
  • Social (Soziales) und
  • Corporate Governance (gute Unternehmensführung).

Während das „E“ Umweltthemen abdeckt, geht es beim „S“ unter anderem um Richtlinien gegen Diskriminierung oder Kinderarbeit und beim „G“ um Standards etwa gegen Geldwäsche und Korruption.

Ein weit verbreiteter Ansatz, um den Nachhaltigkeitskriterien gerecht zu werden, sind Ausschlusskriterien. So werden beispielsweise Unternehmen ausgeklammert, wenn diese in Bereichen wie Waffen oder Nuklearenergie tätig sind.

Ein weiterer Ansatz ist der so genannte Best-in-Class-Ansatz. Hier werden die Unternehmen anhand der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) verglichen. Für den Fonds oder ETF wird das Unternehmen ausgewählt, das beim jeweiligen Kriterium die beste Bewertung erhalten hat.

ESG-Ratings helfen bei der Auswahl

ESG-Ratings bewerten dabei die nachhaltigkeitsbezogenen Strukturen, Prozesse und Leistungen der Emittenten, insbesondere von Unternehmen und Staaten.

Die Ratings decken grundsätzlich zwei Bereiche ab:

  1. Zum einen wird analysiert, ob ein Emittent gegen bestimmte Ausschlusskriterien verstößt.
  2. Zum anderen werden die Leistungen der Emittenten auf Basis von mehr als 150 Kriterien analysiert und bewertet.

ESG-Ratings helfen dir als eine zentrale Grundlage und Richtwert, um deine nachhaltige Anlagestrategie umzusetzen.

Die Principles for Responsible Investment (PRI) basieren auf einer Finanzinititative der Vereinten Nationen (UN). Ihr Ziel ist es, Grundsätze für verantwortungsbewusstes Wertpapiermanagement nach den ESG-Kriterien zu entwickeln. Der Initiative sind seit ihrem Start im Jahr 2006 knapp 4.000 institutionelle Investoren beigetreten.

Nachhaltige Wertpapiere: Die sechs PRI-Prinzipien

Die knapp 4.000 Unterzeichner verpflichten sich dazu, die folgenden sechs PRI-Prinzipien umzusetzen und jährlich über ihre Fortschritte zu berichten:

  • ESG-Themen in die Analyse- und Entscheidungsprozesse im Investmentbereich einbeziehen
  • als aktive Anteilseigner ESG-Themen in der Investitionspolitik und -praxis berücksichtigen
  • Unternehmen und Körperschaften, in die investiert wird, zu einer angemessenen Offenlegung in Bezug auf ESG-Themen anhalten
  • die Akzeptanz und die Umsetzung der Prinzipien in der Investmentbranche vorantreiben
  • zusammenarbeiten, um die Wirksamkeit bei der Umsetzung der Prinzipien zu steigern
  • über die Aktivitäten und Fortschritte bei der Umsetzung der Prinzipien informieren.

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Sustainable Development Goals (SDGs) sind ein von der UN-Vollversammlung im Jahr 2015 verabschiedeter Katalog von 17 globalen Entwicklungszielen, durch die die Lebenssituation der Menschen weltweit bis zum Jahr 2030 verbessert werden soll.

Zu den Zielen gehören beispielsweise:

  • die Bekämpfung von Armut und Hunger,
  • die Bereitstellung bezahlbarer und sauberer Energie,
  • die Sicherstellung hochwertiger Bildung sowie
  • der Schutz von Klima und Artenvielfalt.

Die Hauptziele werden durch insgesamt 169 Kriterien konkretisiert. Mit einer  Wirkungsanalyse für Nachhaltigkeitsfonds kannst du berechnen, welchen Beitrag der Nachhaltigkeitsfonds in dem Fonds gelisteten Unternehmen zur Erreichung der SDGs leistet.

Corporate Social Responsibility (CSR) beschreibt allgemein die Verantwortung eines Unternehmens für nachhaltiges Management in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht. Die Vielfalt an Unternehmen und Märkten führt zu unterschiedlichen Auslegungen des Begriffs. Das ist generell die große Krux beim nachhaltigen Investieren. Bisher gibt es auch noch keine einheitliche Taxonomie, an der sich Anleger:innen orientieren können.

Als Orientierung definiert die Europäische Kommission CSR bisher folgendermaßen: „Soziale Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility/CSR) ist ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, um auf freiwilliger Basis soziale und ökologische Belange in ihre Unternehmenstätigkeit und ihre Beziehungen zu den Stakeholdern zu integrieren.“

Konkret geht es bei CSR also unter anderem um faire Geschäftspraktiken, mitarbeiterorientierte Personalpolitik, sparsamen Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Umwelt und Verantwortung in den Lieferketten.

Immer mehr Investoren, Regierungen und Vermögensverwalter nehmen Unternehmen zudem genauer unter die Lupe. Sowohl Anleger:innen als auch Vermögensverwalter können dabei einen gewissen Druck ausüben und diese zum nachhaltigen Umdenken bewegen.

Denn wie sich das Handeln von Unternehmen auf Menschen und Kommunen weltweit auswirkt, sorgt täglich für Schlagzeilen, nicht erst seit der Fridays-for-Future-Bewegung.

Nachhaltige Firmen performen langfristig besser

Und Unternehmen, die sich anpassen und nachhaltig agieren, stehen nicht nur in der Öffentlichkeit besser da, sondern werden sich auch wirtschaftlich besser entwickeln als nicht-nachhaltige.

Davon ist Karolina Decker, Co-Gründerin und CEO von Finmarie überzeugt: Nachhaltige ETFs haben gegenüber konventionellen ETFs keinen Rendite-Nachteil.

Das gilt aus Karolinas Sicht immer schon. Und aus ihrer Sicht wird sich dieser Trend einer nachhaltigen Überrendite langfristig fortsetzen.

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