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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 5 Minuten

Nachhaltig investieren 2021 Acht ESG-Trends, die Anleger im Blick haben sollten

Windkraftanlagen im Nebel
Windkraftanlagen im Nebel: Der Markt für nachhaltige Geldanlagen würde von höherer Transparenz profitieren | Foto: IMAGO / Imaginechina-Tuchong

Die Corona-Krise hat Gesellschaft und Wirtschaft grundlegend verändert – und das vermutlich weit über die Zeit der Pandemie hinaus. Im Bereich Nachhaltigkeit beschleunigte das Virus viele bereits bestehende Trends und löste einen massiven Anstieg der ESG-Investitionen aus. Aus unserer Sicht sollten Anleger dieses Jahr insbesondere folgende acht Themen im Blick behalten.

  1. Die Regulierung schreitet voran

Regierungen, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden weltweit werden weiterhin Maßnahmen ergreifen, um ESG-Kriterien gesetzlich zu verankern. Der Schwerpunkt auf die ökologische Gestaltung des Finanzsystems und nachhaltige Konjunkturprogramme werden aus unserer Sicht auch 2021 bestimmende Faktoren bleiben.

Die Europäische Union nimmt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle ein und dürfte dieses Jahr entsprechende Regelungen umsetzen. Andere Regionen haben angedeutet, dass sie bei der Entwicklung von Taxonomien und Standards höchstwahrscheinlich einen ähnlichen Weg einschlagen werden. Obwohl wir dies begrüßen, sollten die Kriterien aus unserer Sicht weltweit standardisiert werden, um den Markt effizienter zu machen.

  1. Daten werden wichtiger

Die ESG-Regulierungen tragen dazu bei, dass der Bedarf an Transparenz bei der Datenerhebung steigt. Dabei geht es um deren Verfügbarkeit, Aktualität, Vergleichbarkeit und Qualität. Anbieter, die ESG-Daten sammeln, auswerten und zur Verfügung stellen, dürften 2021 ebenfalls stärker unter die Lupe genommen werden. Das wird sich auf diejenigen auswirken, die sich mit ESG-Ratings und -Scores befassen, ebenso wie auf die Entwicklung von Offenlegungsstandards.

Außerdem gehen wir davon aus, dass Technologien wie Big Data und künstliche Intelligenz bei der Datenanalyse an Bedeutung gewinnen.

  1. Das „G“ bekommt mehr Gewicht

Governance war schon immer ein wichtiger Aspekt. Wir erwarten nun eine zunehmende Betonung von Stewardship-Faktoren, die Investoren in die Pflicht nehmen, ihren Beitrag zu einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft zu leisten. Wir rechnen mit der Entwicklung einer „systematischen Stewardship“, die sich auf die Zunahme von ESG-Risiken und die Notwendigkeit kollektiver Maßnahmen zu deren Bewältigung bezieht.

  1. Soziale Themen bleiben im Fokus

Die Pandemie hat Fragen der Gleichberechtigung und der Gesundheit in den Vordergrund gerückt. Wir erwarten, dass Arbeitgeber mit neuen flexiblen Arbeitsmodellen experimentieren. Sie dürften größere Anstrengungen unternehmen, um Mitarbeiter zu engagieren, zu motivieren und zu unterstützen. Außerdem muss aus unserer Sicht der Kampf für soziale Gerechtigkeit und gegen Ungleichheit strategischer angegangen werden – mit Menschenrechtsthemen im Zentrum.

  1. Die Landnutzung erhält mehr Aufmerksamkeit

Mehr als 50 Nationen haben sich bereits das Ziel einer „Netto-Null“-Wirtschaft gesetzt. Dieses Jahr könnte diese Zahl weiter steigen, da sich immer mehr Regierungen dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet fühlen. Die Pandemie führte zur Verschiebung der für November 2020 geplanten 26. UN-Klimakonferenz. Diese wird nun im November 2021 stattfinden und sich kritisch mit den Fortschritten im Kampf gegen den Klimawandel auseinandersetzen. Mit der Aussicht auf eine klimafreundlichere US-Regierung unter der Führung von Joe Biden wächst die Zuversicht, dass die größte Volkswirtschaft der Welt dem Pariser Abkommen wieder beitreten wird.

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Wir erwarten ebenfalls, dass der Schwerpunkt „Umwelt“ über Energie und Verkehr hinaus auf den Bereich Landnutzung ausgeweitet wird. Mit dieser Erweiterung dürften die Aktivitäten rund um Natur und Biodiversität sowie die Integration des Konzepts von naturbasierten Lösungen und nachhaltiger Rohstoffnutzung voranschreiten.

Auch Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz dürften stärker in den Fokus rücken. Aufgrund von Covid-19 ist der Rohstoffbedarf gesunken. Es wurde deutlich, dass Zufriedenheit nicht allein vom Konsum abhängt, und die Natur sowie immaterielle Güter einen größeren Stellenwert verdienen.

  1. ESG-Anleihen werden Mainstream

Während ESG-Grundsätze eher langsam in Anlageklassen jenseits von Aktien integriert wurden, sind wir der Meinung, dass 2021 das Jahr der nachhaltigen Anleihen wird. Neben Unternehmen engagieren sich seit einiger Zeit zunehmend auch Staaten und Kommunen in diesem Bereich. Der Markt für nachhaltige Finanzierungen mittels ESG-Anleihen dürfte daher weiter wachsen. Ebenso hat die Pandemie dem Markt für Sozialanleihen Aufschwung verliehen. Dieser wird sich wahrscheinlich fortsetzen.

Darüber hinaus dürfte es 2021 zu einer größeren Debatte darüber kommen, was getan werden kann, um „Transition Finance“ zu fördern. Das heißt: Die finanzielle Unterstützung von Unternehmen mit hohem Kohlenstoffausstoß, um langfristige Veränderungen zu ermöglichen und sie umweltfreundlicher zu gestalten.

Daneben ist eine Diversifizierung zu erwarten. Dazu gehört die stärkere Beteiligung von Emittenten aus den Schwellenländern. Aber auch in Bezug auf die Bonität dürfte die Vielfalt wachsen: Es werden sich immer mehr Unternehmen unterhalb der Investment-Grade-Kategorie beteiligen.

  1. Impact Investing gewinnt an Bedeutung

Es ist Zeit, sich vom „Business-as-usual“-Gedanken zu verabschieden. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, die messbare Ergebnisse liefern. Wirkungsorientierte Anlagestrategien, die nachvollziehbar positive Auswirkungen haben, werden aus unserer Sicht in der Gunst der Anleger steigen.

  1. Es wird neue Anlagemöglichkeiten geben

Bisher lag der Fokus nachhaltigen Investierens insbesondere auf dem Risikomanagement. Thematisches und wirkungsorientiertes Investieren dürfte künftig ein größeres Gewicht erhalten, damit Investoren ihren Beitrag zu realen Verbesserungen nachweisen können. Das sollte zu neuen Anlageprodukten in verschiedenen Branchen führen.

ESG – von der Nische zum Megatrend

Auch wenn die Ungewissheit bleibt, wie sich das Jahr 2021 entwickeln wird: Viele Faktoren deuten darauf hin, dass ESG-Investitionen weiter an Dynamik gewinnen werden. Die Pandemie hat die Ausrede „Das ist zu schwierig“ entkräftet. Sie hat gezeigt, wie schnell bedeutende Veränderungen möglich sind, wenn wir mit einer existenziellen Bedrohung konfrontiert sind.

Jetzt muss sichergestellt werden, dass wir die richtigen Daten, Werkzeuge und Rahmenbedingungen haben, um konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Im Jahr 2021 sollte – und muss – die Gesellschaft nachhaltiger und gerechter werden.

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