LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in NewsLesedauer: 5 Minuten

Recyclen und Wiederverwenden Müll zu Rendite machen

Gepresste Plastikflaschen warten aufs Recycling
Gepresste Plastikflaschen warten aufs Recycling: Bis 2050 könnte in den Meeren mehr Plastik schwimmen als Fische | Foto: IMAGO / Xinhua

300 Millionen Tonnen Plastik, 50 Millionen Tonnen Elektroschrott und 33 Prozent aller Lebensmittel wandern laut World Resources Institute jährlich in den Müll – die Welt hat ein massives Abfallproblem. Dagegen können innovative Unternehmen und informierte Investoren etwas tun, indem sie Abfall lohnend verwerten.

Schauen wir uns die schmutzige Wahrheit etwas genauer an: Laut Forschungsergebnissen, erstmals am 9. Dezember 2020 im Fachblatt „Nature“ veröffentlicht, dürften alle von Menschen aus Beton, Glas, Metall und anderen Materialien hergestellten Gegenstände vermutlich mehr als 1,1 Billionen Tonnen wiegen. Das entspricht der Masse aller Lebewesen auf der Erde. Und aufgrund des Bevölkerungswachstums sowie der industriellen und technologischen Revolution gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sich das Wachstum verlangsamen wird.

 Größe zählt – aber auch Einkommen

Laut Weltbank entstehen jedes Jahr 2,01 Milliarden Tonnen Hausmüll. Im weltweiten Durchschnitt beläuft sich die Pro-Kopf-Menge an erzeugtem Abfall auf etwa 270 Kilogramm pro Jahr. Wenig überraschend produzieren einkommensstärkere Länder den meisten Müll: 34 Prozent der weltweiten Gesamtmenge, obwohl sie nur etwa 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen.

Auch die Zusammensetzung des Abfalls hängt von der Einkommensstruktur ab. Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen produzieren mehr Lebensmittel- und Grünabfall (57 Prozent beziehungsweise 53 Prozent), während einkommensstärkere Länder für etwa die Hälfte der „trockenen Abfälle“ verantwortlich sind. Dazu zählen beispielsweise Plastik, Metall, Glas, Papier und Karton – Materialien also, die recycelt werden können. Wie aus Grafik 1 hervorgeht, landen weltweit aber 37 Prozent davon trotzdem auf Mülldeponien.

Hinzu kommt, dass eine Menge Müll in den Weltmeeren landet. Erschreckend: Einige Wissenschaftler vermuten, dass bis 2050 mehr Plastik als Fische in den Meeren sein könnte. Und wenn man von den globalen Wirtschaftstrends ausgeht, wird der weltweit jährlich erzeugte Abfall voraussichtlich mehr als doppelt so schnell wachsen wie die Weltbevölkerung – und 3,4 Milliarden Tonnen bis 2050 erreichen. In einkommensstarken Ländern wird das Müllaufkommen vermutlich um 19 Prozent steigen, während die Wachstumsraten in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen infolge ihres Wirtschaftswachstums auf 40 Prozent oder sogar noch mehr geschätzt werden (siehe Grafik 2).

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Auch das Thema soziale Gerechtigkeit ist von diesem Problem betroffen. Der Müll und die daraus resultierenden Treibhausgasemissionen (TGE) können zwar die Gesundheit und Sicherheit aller gefährden – doch junge Menschen und einkommensschwache Länder werden voraussichtlich am meisten darunter leiden. Angemessene Abfallaufbereitungs- und -entsorgungstechnologien sind fast nur in Ländern mit mittleren und hohen Einkommen verfügbar. In einkommensschwächeren Ländern landen 93 Prozent des Mülls auf offenen Müllhalden, in einkommensstarken Ländern sind es dagegen nur 2 Prozent.

Müll in Bares verwandeln

Das Müllproblem auf unserem Planeten ist riesig und wird immer größer. Aber: Es besteht die Hoffnung auf einen Wandel weg von der derzeitigen Wegwerfmentalität. Dabei spielen Unternehmen aus der Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle.

Nehmen wir zum Beispiel Kunststoffe. Sie stellen rund 12 Prozent des weltweiten Abfalls dar, zählen aber zu den wichtigsten Ursachen der Umweltverschmutzung auf der Erde und ganz besonders in den Meeren. Statt petrochemischer Kunststoffe können kompostierbare Biokunststoffe verwendet werden, um ein breites Spektrum an Produkten herzustellen: Von Strohhalmen, Bechern und Flaschen bis hin zu Einkaufstaschen, Spielwaren, Windelfolie und mehr. Auch Recycling (mechanisch und chemisch) sowie eine effektivere Entsorgung (Plastik durch ein chemisches Verfahren in Kraftstoff umwandeln) gehören zu den Lösungsansätzen. Durch die Umsetzung in großem Maßstab könnte sich der Anteil von „verschwendetem“ Plastik reduzieren.

Plastik ist aber nicht das einzige Problem. Es kann sein, dass das bezaubernde Abendkleid von heute schon morgen zum Müll gehört. Durch übermäßiges Konsumverhalten entstehen Millionen Tonnen Textilabfall. Rund 80 Prozent der weggeworfenen Kleidung füllen fast 5 Prozent der Deponiekapazitäten in den entwickelten Ländern. Und noch ein Fakt, der vielleicht nicht ganz so glamourös ist: Die Mode-, Bekleidungs- und Textilbranche ist für rund 10 Prozent der menschlichen CO2-Emissionen verantwortlich.

Wir verfügen aber heute bereits über Technologien, um Textilabfall in einen löslichen Zellstoff zu verwandeln, der in Ballen gepresst und als Ersatz für Stoffe wie Baumwolle, Öl, Wolle und Materialien auf Erdölbasis wie Polyester verwendet werden kann. Das ist wichtig. Durch jedes Kilo recycelter Bekleidung reduzieren sich Landnutzung, Abfallerzeugung, Plastikverschmutzung sowie CO2- und Chemikalienemissionen.

Nicht nur der Planet kann von solchen Technologien profitieren. Sie bieten Anlegern die Chance, Investmentmöglichkeiten im Bereich neuer und innovativer Technologien zu nutzen, die den Wandel zu einer echten Kreislaufwirtschaft beschleunigen können. Aber: Es geht nicht nur darum, aus Müll Geld zu machen. Unserer Ansicht nach gehört eine aktive Investmentstrategie, die die wesentlichen Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) berücksichtigt, zu den besten Möglichkeiten, die Umwelt positiv zu beeinflussen.

Über den Autor: Alexis Deladerrière ist Head of International Developed Markets Equity bei Goldman Sachs Asset Management.

>> zur Liste aller Aktienfonds der Kategorie Umwelt / Klima / Neue Energie

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion